„Viele unserer Firmen sind klare Marktführer“

22/11/2018
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Als wir uns vor anderthalb Jahren kennenlernten, hattest du kurz vorher die Series A bei Away geleitet und warst glücklich mit dem Deal. Bist Du es noch?

Ludwig Ensthaler: Away hat sich außergewöhnlich gut entwickelt. Mittlerweile ist Away eine der größten VC-finanzierten Directto-Consumer-Brands. Global Founders hatte hohe Erwartungen, aber dass Away ein derart starkes Wachstum zeigen würde, war damals nicht abzusehen.

Wenn man sich eure Investments der letzten 18 Monate anschaut, scheint ihr euch prächtig zu entwickeln, insbesondere auch in den USA.

Ludwig Ensthaler: Unser Portfolio ist in den letzten knapp zwei Jahren kontinuierlich gewachsen, nicht nur in Nordamerika, sondern auch in den anderen Regionen.

Wie sieht die Unterstützung von Global Founders aus?

Ludwig Ensthaler: Es gibt Bereiche, die in der DNA einer Firma liegen. Bei Away sind das beispielsweise Produkt, Branding und die Ansprache der Konsumenten. Da können wir nur bedingt unterstützen. Genauso wenig, wie wir für eine Softwarefirma den Code schreiben. Die Themen, bei denen wir oft helfen können sind Hiring, Roll-out, und Marketing. Unsere primäre Aufgabe besteht aber darin, Wachstum zu finanzieren.

Welche Rolle spielt Rocket Internet?

Ludwig Ensthaler: Global Founders Capital ist der Investmentarm von Rocket Internet. Bei Bedarf auf die Expertise von Rocket zurückgreifen zu können, ist natürlich ein großer Vorteil.

Wie hat man sich die Struktur von GFC vorzustellen?

Ludwig Ensthaler: Wir sind ein globales Team von circa 20 Investment Professionals mit Büros in Asien, Europa, Latein- und Nordamerika.

Angeblich habt ihr eine Milliarde US-Dollar under management. Trifft das zu?

Ludwig Ensthaler: Wir können auch größere Wachstumsrunden leiten.

Großartige Firmen können sich nicht selten ihre Investoren aussuchen. Was sind aus deiner Sicht die entscheidenden Faktoren, um bei diesen Firmen zum Zug zu kommen? Wie positioniert ihr euch?

Ludwig Ensthaler: Bei vielen Technologie- und Wachstumsinvestments ist es zum Zeitpunkt der Investition nicht offensichtlich, wie groß das Potenzial des Unternehmens wirklich ist. Es ist uns einige Male gelungen zu investieren, bevor der Trend allgemein deutlich geworden ist. Das führt zu selbstverstärkenden Effekten. Wenn wir an ein für einen Markt wichtige Firma sehr früh geglaubt haben und diese sich dann sehr gut entwickelt, führt das oft zu einem Interesse von Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsmodell.

Wie wichtig ist denn eine klare Positionierung von Investoren?

Ludwig Ensthaler: In einigen Bereichen sind wir ein logischer Ansprechpartner. Wenn man beispielweise unsere Investments in den großen Konsumentenmärkten betrachtet, dann nimmt man uns als sehr erfahrenen Investor wahr. Wir wollen uns als Fonds aber gar nicht so groß selbst vermarkten, sondern vielmehr unsere Portfoliofirmen in den Vordergrund stellen. Ihr seid global aufgestellt.

Wie schafft ihr es, bei der Vielzahl von Startups, vielversprechende Unternehmen früh zu identifizieren?

Ludwig Ensthaler: Das ist eine Mischung aus quantitativem und thematischem Screening. Und dann spielt natürlich ein sehr gutes Netzwerk aus Co-Investoren und bestehenden Portfoliogründern eine wichtige Rolle.

Welche Märkte sind für Global Founders außerhalb der USA interessant?

Ludwig Ensthaler: Wie unser Name schon sagt, sind wir ein globaler Fonds. Wir investieren in Asien, Europa, Latein- und Nordamerika. In Deutschland haben wir in letzter Zeit zum Beispiel in Hometogo, Freighthub oder Personio investiert. In Australien etwa in Canva.

Sind Deals in Amerika aufgrund der Schwemme an VCs unter Umständen teurer als anderswo? Welche Rolle spielt der Preis?

Ludwig Ensthaler: Die Bewertungen sind in Nordamerika zum Teil höher als in anderen Regionen. Die M&A-Aktivität und die Exit Multiples sind dort im Verhältnis aber ebenfalls sehr hoch. Insofern relativiert sich das.

Kannst du nochmal eure Investmentthese schärfen? Wonach genau sucht ihr?

Ludwig Ensthaler: Away ist eine Direct-to-Consumer-Brand in einem sehr großen Markt, Spothero ist ein Massenmarkt-B2C-Marktplatz, Hometogo eine Massenmarkt-Meta-Search-Engine und Slack und Personio sind Massenmarkt-SaaS-Produkte. Diese Beispiele zeigen: Im Fokus stehen Firmen, die sehr große Märkte für Endkonsumenten oder für Menschen am Arbeitsplatz bedienen.

Und das wird auch so bleiben?

Ludwig Ensthaler: Wir sind offen für Investitionen in Frontier Technologies, gerade auch in Europa.

Ihr investiert in unterschiedlichsten Stages, von Seed bis zuletzt Series G bei Slack. Wie kommt das?

Ludwig Ensthaler: Unsere Investmentstrategie ist phasenunabhängig und -übergreifend. Das ist gar nicht einmal besonders exotisch. Andererseits ist es richtig, dass viele andere Fonds auf bestimmte Phasen fokussiert sind. Das ist eine häufig geführte Diskussion unter größeren Investmentfonds: Sollte man Seed machen oder lieber nicht? Am Ende des Tages muss man überlegen, ob man sich damit wohl fühlt und gute Erfahrungen damit gemacht hat.

Kannst du den Slack-Deal etwas einordnen? Es ist ja schon bemerkenswert, dass ihr da in dieser Phase zum Zuge gekommen seid.

Ludwig Ensthaler: Für die Größe des Unternehmens hat Slack bisher verhältnismäßig wenig Geld aufgenommen. Wir sind als einer der ersten internationalen Fonds bei Slack investiert. Ich kann nicht in letzter Konsequenz für Stewart (Stewart Butterfield, Gründer von Slack; Anm. d. Red.) antworten, aber ich glaube, dass er einen klaren Mehrwert gesehen hat, auch gerade im Zusammenhang mit der Expansion nach Europa.

„Sollte man Seed machen oder lieber nicht? Das ist eine häufig geführte Diskussion unter größeren Investmentfonds“

Stewart Butterfield hatte neulich erzählt, dass Slack eigentlich gar kein Geld benötigt hätte, sondern primär mit Softbank anbandeln wollten.

Ludwig Ensthaler: Ich kann das nicht bestätigen, aber es würde mich nicht überraschen, wenn es so wäre.

Kannst du uns einen Einblick in die Psyche eines Investors geben? Wann beginnt bei dir das Kribbeln, dass du sagst: „In diese Firma möchte ich unbedingt investieren“?

Ludwig Ensthaler: Wenn wir etwa in der C-Runde investieren, liegen bereits eine ganze Menge an Daten vor. In der Seed-Phase entsprechend weniger. Es gibt für jede Investmentrunde Meilensteine, bei denen man sagt: „Ja, bei dieser Wachstumsrate zu diesem Zeitpunkt qualifiziert das für eine Series A, B oder C.“ Darüber hinaus sehen wir wirklich sehr gern eine klare Marktführerschaft. Viele unserer Portfoliofirmen sind, auch wenn sie noch jung sind, bereits klare Marktführer. Und natürlich wollen wir das beste Team haben.