GFT-Chef Ulrich Dietz über Newnew:

„Eine prickelnde Mischung“

20/09/2016
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Herr Dietz, es gibt so viele Startup-Veranstaltungen, warum brauchen wir jetzt noch das Newnew Festival?

Ulrich Dietz: Das Newnew Festival ist bewusst kein reines Startup-Event. Uns war es viel wichtiger, eine Innovationsveranstaltung zu initiieren. Startups sind ein zentraler Teil davon – es sind aber viele weitere Bausteine nötig.

Was sind die anderen Teile?

Ulrich Dietz:Wir bieten eine internationale Mischung aus hochwertigem Content, unter anderem ein Konferenzprogramm auf drei Bühnen. Neben den Startups werden auch unsere Industriepartner ihre Themen ausstellen, Trends diskutieren, Experten diverser Bereiche vernetzen sich. Außerdem gibt es Kunst und Musik – das darf nicht fehlen.

„Das Newnew Festival ist bewusst kein reines Startup-Event.“

Warum war das nicht in Hannover auf der Cebit möglich, wo die Industriepartner gleich um die Ecke sind?

Ulrich Dietz:Wir waren viermal in Hannover – mit mehr als 75.000 Besuchern war es 2015 ein sensationeller Erfolg. Aber die Cebit ist eine IT- und keine Innovationsmesse. Wir hatten das Gefühl, wir sind inzwischen erwachsen geworden und es ist an der Zeit, ein eigenes Format zu entwickeln. Code_n steht für „Code of the New“ – diesen Anspruch haben wir auch an uns selbst.

Und warum haben Sie ausgerechnet Karlsruhe ausgewählt?

Ulrich Dietz:Karlsruhe ist sicher nicht der Nabel der Welt, Berlin aber übrigens auch nicht. Karlsruhe bietet uns ein ideales Ökosystem mit innovativen, lokalen Partnern. Ausschlaggebend war letztlich aber unser Veranstaltungsort: das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Eine weltweit einzigartige Kulturinstitution. Innovation in Verbindung mit avantgardistischer Medienkunst – das ist eine prickelnde Mischung. Und im ZKM haben wir zudem genug Platz, um unseren Themen den nötigen Raum zu geben. Es sind auch in der ganzen Stadt Veranstaltungen geplant: vom Pub Crawl über Konzerte bis hin zum Abschluss-Event bei den Schlosslichtspielen.

Wie groß ist das Interesse der Startups?

Ulrich Dietz:In Hannover hatten wir zuletzt 450 Bewerbungen. Für Karlsruhe waren es 385 aus 40 Ländern. Wir waren positiv überrascht, dass es erneut so viele waren, obwohl wir ein neues Format auf die Beine stellen. Code_n als Innovationsmarke hat sich etabliert – davon profitieren wir jetzt: 52 Startups aus elf Ländern sind im Finale dabei.

Wie war die Qualität der Bewerbungen?

Ulrich Dietz:Hervorragend. Es wird auch jede Menge zum Anfassen und Staunen geboten sein. Wir konzentrieren uns bewusst auf Startups, die aus dem technischen Umfeld kommen. Uns interessiert nicht der nächste Essenslieferdienst, sondern wir suchen nach Startups, die technologisch dicke Bretter bohren.

Inwiefern?

Ulrich Dietz:Wir konzentrieren uns auf die vier Cluster „Applied Fintech“, „Healthtech“, „Connected Mobility“ und „Photonics 4.0“: Fintech, weil das unser Kerngeschäft bei GFT betrifft und wir den Bereich weiter pushen wollen. Mobility, weil es ein zentrales Thema unserer Industrie ist. Health, weil das Armband, das den Puls misst, erst den Anfang darstellt. Und Photonics, weil es aktuell noch stark unterrepräsentiert ist, aber Themen wie Laser und LED ungeheu- res Potenzial für die Industrie bieten.

„Karlsruhe ist sicher nicht der Nabel der Welt, Berlin aber übrigens auch nicht.“

Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen wie GFT auf die Idee, ein Festival in diesem Maßstab zu organisieren?

Ulrich Dietz:Das Festival ist ein Element unseres Innovationsnetzwerks Code_n. Wir machen das nicht ganz allein: Wir haben starke Industriepartner an unserer Seite, und auch das Bundesforschungsministerium unterstützt uns. Die Digitalisierung geht uns alle an. Wir brauchen mehr mutige Unternehmer, um als Industrienation weiter vorne mitzuspielen. GFT ist weltweit aktiv, und wir haben uns gefragt, wie wir ein Format entwickeln können, das uns ständig herausfordert und mit dem wir permanent über den Tellerrand blicken. Wir wollen die Innovationsentwicklung bei unseren Kunden aus der Finanzwirtschaft vorantreiben, und dafür brauchen wir Glaubwürdigkeit. Deshalb probieren wir Dinge aus und entwickeln sie weiter. Das leben wir sehr intensiv.

Wieso muss es dann gleich ein Festival mit Musik und Kunst sein?

Ulrich Dietz:Ich bin der Ansicht, wir müssen in Deutschland attraktive Veranstaltungen realisieren, die echte Begeisterung hervorrufen. Gerade für die IT-Welt! Ich denke dabei an so etwas wie die „Floating Piers“ des Künstlers Christo auf dem Iseosee. Damit hat er fast 1,3 Millionen Besucher angelockt. Für so einen Zuspruch werden wir natürlich noch eine Weile hinarbeiten müssen (lacht).

„Die Digitalisierung geht uns alle an.“

Welche Besucher würden Sie denn gern auf dem Newnew Festival sehen?

Ulrich Dietz:Alle, die sich von der digitalisierten Welt inspirieren lassen wollen. Das Versicherungsunternehmen aus München ebenso wie den Beamten aus Berlin oder Studenten aus Köln sowie alle, die sich für neue Geschäftsmodelle begeistern. Wir erwarten eine bunte Mischung – also nicht nur Manager.

Und mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?

Ulrich Dietz:Unser Ziel sind 10.000. Wenn es nur die Hälfte wird, ist das fürs erste Jahr auch okay – zumindest solange jeder ein Quäntchen Inspiration in seinen Alltag mitnimmt.