Von Düsseldorf in die Welt

06/04/2018
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ist Mitgründer und CEO von Trivago. Schon während seines Studiums an der HHL Leipzig Graduate School of Management gründete er ein erstes Startup.

Rolf, die Computersimulation eures neuen Headquarters sieht spektakulär aus. Wie ist der Stand der Bauarbeiten?

Vor anderthalb Jahren war die Grundsteinlegung, und wir sind sehr gut im Plan. Moving ist wahrscheinlich im Juni. In den nächsten Wochen bekommen wir die ersten Teile des Gebäudes übergeben. Danach werden wir noch sehr viel in die Innenarchitektur investieren, um Räume zu schaffen, die zur Kultur des Unternehmens passen.

Welche Punkte sind euch wichtig und wie spiegeln sie sich im Gebäude wider?

Wichtig ist für uns vor allem, dass Menschen intrinsisch motiviert sind, bei uns zu arbeiten. Wir versuchen, möglichst wenig mit extrinsischer Motivation zu arbeiten, mit Status, Titeln und so weiter. Wir wollen Mitarbeiter darüber motivieren, was sie bei uns tun. Dazu wollen wir eine Umgebung schaffen, in der sie sich gerne aufhalten. Es stellt sich zum Beispiel nicht die Frage: „Machen wir Home Office möglich oder nicht?“ Da bei uns ohnehin jeder frei ist, so viel im Office zu sein und so viel zu arbeiten, wie er das für richtig hält, ist Home Office kein großes Thema. Deswegen wollen wir eine Umgebung schaffen, zu der die Mitarbeiter sagen: „Das ist der Platz, an dem ich am besten arbeiten kann.“

Wie sieht das konkret aus?

Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen die Mitarbeiter sich einfach gerne aufhalten. Das gilt für das Großraumbüro ebenso wie für die Rückzugs- und Gemeinschaftsräume. Wir haben Unternehmensteile wie die stark technologiegetriebenen Teams, für die es ein komplett flexibles Seating geben wird. Dann gibt es eher klassische Team- und Großraumbüros. Natürlich haben wir auch Bereiche, in denen Mitarbeiter in einzelnen Räumen sitzen, etwa dort, wo Datenschutz eine Rolle spielt. Insgesamt versuchen wir, ganz unterschiedliche Arbeitssituationen zu schaffen. Bereiche, in denen man sich eher wie bei Starbucks fühlt, wo man mit seinem Laptop auf der Couch sitzt oder sich einfach mal gemütlich hinfläzen kann. Meeting-Situationen wollen wir konsequent aufbrechen: andere Sitzpositionen finden, andere Tischpositionen oder auch gar keine Tische verwenden. Du stumpfst irgendwann ab, wenn du immer wieder in gleichförmiger Umgebung bist. Je unterschiedlicher die Reize, die von außen kommen, umso kreativer kannst du sein und umso motivierter bist du dann auch.

Mit Trivago wart ihr damals unter den Ersten, die in Düsseldorf gegründet haben. War das eine bewusste Entscheidung für diesen Standort?

Um ehrlich zu sein: Es war reiner Zufall, dass wir Trivago hier gegründet haben. Aber es ist natürlich kein Zufall, dass wir hier geblieben sind. Wir haben es nie für nötig gehalten, woanders hinzugehen, weil wir uns gerade in den ersten Jahren sehr wohl dabei gefühlt haben, abseits des PR-Rummels in Berlin unterwegs zu sein und uns auf uns selbst zu konzentrieren. Außerdem liegt Trivago hier im Zentrum von 25 Millionen Menschen, die alle zu uns pendeln können. Wir profitieren von diesem großen Einzugsgebiet und den sehr guten Hochschulen in der Umgebung.

Wie hat sich die Startup-Szene der Stadt entwickelt?

Es gibt eine klare Entwicklung vorwärts. Man merkt heute deutlich mehr, dass es Startups gibt in Düsseldorf, dass es eine Szene gibt, dass die Leute sich austauschen. Vor fünf Jahren hätte ich gesagt: Ja, man ist in Düsseldorf, aber man ist nicht Teil einer Community. Jetzt ist eine Größenordnung erreicht, von der es sich ganz gut weiterentwickeln kann. Das kann natürlich auch dazu führen, dass mehr Startups die Entscheidung treffen, hierher zu kommen beziehungsweise zu bleiben.

Wie siehst du eure Rolle in diese, Zusammenhang?

Ich glaube, dass wir daran auch einen kleinen Anteil haben, dass wir ein Vorbild sind. Natürlich gibt es auch Personen, die von uns und unserem Ökosystem profitieren, zum Beispiel Mitarbeiter, die sich aus Trivago heraus selbstständig machen und eigene Startups gründen. Ich denke, das trägt mit dazu bei, dass sich eine Community entwickelt. Das Schwierigste ist immer, diese erste kritische Masse zu überwinden, bis man wirklich eine Wahrnehmung hat. Klar, Berlin ist ein großes Vorbild und ist in dieser Entwicklung mit Abstand am weitesten. Aber das System in Deutschland ist ja sehr föderal, es gibt sehr viele Standorte. Das war lange Zeit ein deutlicher Nachteil, denn diese kritische Masse wurde nur an wenigen Orten erreicht. Das ändert sich gerade, an deutlich mehr Standorten fängt es an, richtig zu laufen und signifikant zu werden. Da kann das föderale System dann ein deutlicher Vorteil sein im Vergleich zu der immer noch sehr zentralistischen Ausrichtung der USA. Dort passiert ja außerhalb des Silicon Valleys nur sehr wenig.