Startups in Polen:

Die Szene wird für Investoren immer interessanter

02/07/2017
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Bisher ist der polnische Startup-Markt noch jung und es fehlt an internationaler Vernetzung. Doch das soll sich nun ändern: Die Regierung will massiv in die Branche investieren und nimmt sich das israelische Yozma-Programm von 1993 zum Vorbild, einer staatlichen Initiative, die ausländischen Venture-Capital-Investoren attraktive steuerliche Anreize bot und Investitionen mit staatlichen Mitteln verdoppelte. Polen sucht auch nach Best Practices in Berlin und plant großzügige Finanzierungen, um deutsches Know-how anzusiedeln und ein internationales Ecosystem aufzubauen.

„Die Regierung will massiv in die Branche investieren“

Laut Hackerrank ist Polen im Jahr 2016 nach Russland und China das Land mit den besten Entwicklern und auch die hochqualifizierten Programmierer aus der Ukraine haben sich in den letzten Jahren dem Markt angeschlossen. Mit einem durchschnittlichen Bruttomonatslohn von 932 Euro und einem attraktiven Binnenmarkt, wird Polen auch für immer mehr deutsche Investoren und Startups interessanter. Die meisten der rund 3000 polnischen Startups befinden sich in Warschau, Krakau und der Dreistadt Danzig, Gdingen und Zoppot sowie in Posen. Der Fokus des somit noch recht kleinen Marktes liegt bei B2B-Softwareentwicklung, Digital Health, Smart Home, Fintech, Gaming und SaaS.

Quelle: „Start in Poland“, Polski Fundusz Rozwoju

Dennoch gibt es Probleme. Rund 60 Prozent der Unternehmen werden aus eigener Tasche finanziert, viele schaffen es nicht bis zur nächsten Finanzierungsrunde und es sind nur wenige Exits sichtbar. Viele der Startups sind noch sehr jung, arbeiten am Market-Produkt-Fit und haben Schwierigkeiten bei der Vermarktung, Finanzierung und Internationalisierung. Polnische Unternehmen sind generell eher schüchtern und vermeiden aggressive Strategien. Außerdem gibt nur wenige internationale VCs oder Acceleratoren und die wenigen polnischen VCs sind unerfahren mit kurzen Track Records.

„Laut HackerRank ist Polen nach Russland und China das Land mit den besten Entwicklern“

Trotzdem hat Polen erste Unicorns wie Allegro und CDProject hervorgebracht. Unternehmen wie Commarch, Livechat, Docplanner oder 11 Bit Studios sind Beispiele polnischer Startups mit internationalen Aktivitäten. Auch wohlhabende Unternehmer wie Sebastian Kulczyk investieren über eigene Acceleratoren wie Incredibles, das Ende 2017 eröffnen soll. Hubs wie The Heart Warsaw erscheinen und Google eröffnete den Warschau Campus vor dem in Berlin. Das Geschäftsklima ist schwierig, weil ohne Kontakte noch immer wenig geht. Doch das Interesse an Auslandskapital ist hoch und die Regierung bemüht sich durch Organisationen wie Startup Poland und „Fonds der Fonds“ Polski Fundusz Rozwoju-PFR Ventures, der zu 80 Prozent aus öffentlichen und 20 Prozent aus privaten Geldern besteht, die Kooperationen der deutsch-polnischen Startup-Szene zu unterstützen. Bereits im September wird bekanntgegeben mit welchem Private-Equity-Fonds die Regierung bei der Finanzierung von Seed- und Start-Stage-Startups zusammenarbeiten wird.

Quelle: „Start in Poland“, Polski Fundusz Rozwoju

In den nächsten sechs Jahren plant die polnische Regierung 2,8 Milliarden Zloty (etwa 660 Millionen Euro) in den polnischen Startup-Markt zu investieren und ermutigt auch deutsche Private-Equity-Fonds und Startups, an Ausschreibungen teilzunehmen. Ziel der Regierung ist es, durch öffentlich-private Partnerschaften und Fonds mit internationalen Experten lokale Gründer beim Aufbau globaler Unternehmen zu unterstützen. Das „Smart Money“ für die Venture-Capital-Fonds soll Know-how nach Polen bringen, Unternehmer beim Aufbau und der Skalierung unterstützen und internationale Startups und Acceleratoren ansiedeln.

„In den nächsten sechs Jahren will Polen 66 Millionen Euro in den Polnischen Startup-Markt investieren“

Insgesamt will die polnische Regierung gemeinsam mit VCs, Corporate Venture Capital und Business Angels bis zu 26 Fonds schaffen und dadurch öffentlich-privaten Partnerschaften Geld für die Start-Stage, Inkubationen, Forschung und Entwicklung sowie die Internationalisierung von Startups zu Verfügung stellen.

Jeder kann an den öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, nur eine polnische Niederlassung wird benötigt, sowie Expertise und ein Track Rekord. Experten befürchten sogar, dass zu viel Geld in den Markt gepumpt wird und es nicht genügend Unternehmen mit Potenzial gibt, Talente blockiert werden und es zu wenig privates Kapital geben wird für weitere Finanzierungen. Es gibt also gute Voraussetzungen für Investitionen in den polnischen Startup-Markt.