Jahresrückblick

Startup-Szene 2018

28/12/2018
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2018 griffen viele nicht nur nach den Sternen, sondern hoben teils wortwörtlich gleich ab in den Weltraum. Erinnert ihr euch an diese sechs Durchstarter?

1. Elon Musks setzte mit dem erfolgreichen Raketenstart der Falcon Heavy, die einen Tesla Roadster im Laderaum transportierte, auch in Sachen Marketingbudget neue Maßstäbe.

2./3. Mit AboutYou und Celonis stiegen gleich zwei deutsche Unternehmen zum Unicorn auf.

4. Hochfliegende Pläne haben Nokia, Vodafone Germany und Audi, die 2019 gemeinsam mit dem Berliner Startup PTScientists eine SpaceX-Rakete auf den Mond schießen wollen. Diese soll die Technologie für ein Mobilfunknetz ins All tragen.

5. Im April ging Spotify an die Börse. Mit einem Erstkurs von 165,90 US-Dollar lag der Preis pro Aktie rund 25 Prozent über dem angekündigten Referenzpreis.

6. Rocket Internet verzeichnete bereits im ersten Geschäftsquartal ein Gewinn von 75 Millionen Euro und schaffte es damit erstmals in die schwarzen Zahlen.

Skandal um Facebook. Foto: Shutterstock

7. Erfolgszahlen schrieb auch die weltweit größte Krypto-Handelsbörse Coinbase, die 2018 eine Milliarde US-Dollar umsetzte.

Cambridge Analytica Skandal

Im März kommt es ans Licht: Cambridge Analytica, Beraterfirma in Trumps Wahlkampf, hat illegal rund 50 Millionen US-amerikanische Facebook-Accounts ausgespäht. Facebook soll rund zwei Jahre lang von dem Leak gewusst, aber nichts unternommen haben. Im April geht man sogar von mehr als 87 Millionen Konten aus. Gründer Mark Zuckerberg sagt noch im selben Monat vor dem US-Kongress aus und wird im Juni auch von den EU-Parlamentariern in Brüssel angehört. Beide Male bleiben viele Fragen unbeantwortet. Cambridge Analytica und die britische Dachgesellschaft SCL Elections stellen im Mai Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Der Betrieb wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.

Aus für O-Bike. Foto: pixabay-Alexas
Aus für O-Bike. Foto: pixabay-Alexas

Gescheitert

ie Leihradleichen in vielen deutschen Städten waren 2018 das Symbol für so einige gescheiterte Geschäftsmodelle, hier sechs prominente Beispiele:

1. Nach dem Aus von Obike hatten viele Städte erstmals mit den Radleichen zu kämpfen. Der Bikesharing-Anbieter aus Singapur hatte sich zuvor schon durch Datenlecks und Qualitätsmängel unbeliebt gemacht.

2. Trotz Investitionen in Höhe von 40 Millionen musste das Berliner Umzugs-Startup Move24 überraschend Ende Februar eine vorläufige Insolvenz anmelden. Wettbewerber Movinga schlug zu und kaufte Teile des Unternehmens.

3. Auch keine Rettung gab es für DaWanda. Nach zwölf Jahren ging die Berliner DIY-Plattform im August offline. Und das obwohl im Frühjahr der Sprung in die schwarzen Zahlen bekanntgegeben worden war. Community-Mitglieder wechselten zu Etsy.

4. Die geplante Rettung des insolventen Interior-Design-Startups 99chairs scheiterte am Abend vor der Vertragsunterzeichnung. Einer der Neuinvestoren sagte kurzfristig ab. Das Unternehmen wurde liquidiert, einziges Überbleibsel ist ein gleichnamiger Blog.

5. Das Berliner Tierfutter-Startup Pets Deli meldet im Juni Insolvenz an.

6.  Aus auch für Wimdu: Erst im Februar 2018 wurde der Ferienunterkunftsvermittler von Platinum Equity übernommen, nun wird das Startup liquidiert und sämtliche 110 Mitarbeiter entlassen.

Auch bei Uber gab es 2018 Entlassungen. Foto: Uber
Auch bei Uber gab es 2018 Entlassungen. Foto: Uber

Entlassungen

iese drei Entlassungsfälle sind symbolisch für die Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren stellen muss.

1. Zalando entlässt 250 Mitarbeiter aus der Marketingabteilung. Ihre Tätigkeit soll künftig durch Algorithmen ausgeführt werden.

2. Nach einem tödlichen Unfall in Arizona Anfang des Jahres überdenkt Uber die Gesamtstrategie zur autonomen Fahrzeugtechnologie. 100 Safety Driver, die bisher die Fahrten von autonomen Uber-Fahrzeugen zu Sicherheitszwecken begleitet haben, wurden entlassen.

3. Auch Theranos, das Bluttest-Startup von Selfmade-Milliardärin Elizabeth Holmes, muss einen Großteil seiner Mitarbeiter entlassen. Gründerin Holmes war wegen massiven Betrugs angeklagt worden.

2018 scheiterte der Google-Campus in Berlin. Foto: Fuck off Google
2018 scheiterte der Google-Campus in Berlin. Foto: Fuck off Google

Ausgegoogelt

Klar, die G-Suite nutzen viele. Dennoch wurden die Proteste gegen den Suchmaschinen-Giganten 2018 immer lauter – selbst aus den eigenen Reihen.

Nach den Protesten im Herbst wird es doch keinen Google-Campus in Berlin Kreuzberg geben.

Mehr als 3.000 Google-Mitarbeiter fordern CEO Sundar Pichai im April auf, die Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium im Rahmen des „Project Maven” zu beenden. Sie fordern ein klares Bekenntnis zu einer Firmenpolitik, die keine Kriegstechnologie herstellt.

Googles Pläne für Dragonfly, eine zensierte Suchmaschine in China, werden im September bekannt. Es handle sich aber lediglich um ein Forschungsprojekt, so Google nach Protesten.

Wir erinnern uns an Stephen Hawking. Foto: NASA
Wir erinnern uns an Stephen Hawkin. Foto: N

People

Stellvertretend für all die Menschen, die wir in diesem Jahr bewundert, die uns Mut zugesprochen oder auch richtig wütend gemacht haben, haben wir acht Namen ausgewählt, die 2018 mehrfach in den Schlagzeilen waren.

1. Am 14. März 2018 trauert die Welt um den britische Astrophysiker Stephen Hawking, der in seinem Haus in Cambridge starb.

2. Angesichts der die Medien bestimmenden Bilder und Berichte von Kindern, die an der mexikanischen Grenze von ihren Eltern getrennt werden, beziehen im Juni eine Reihe von Tech-CEOs klare Position gegen die „Null-Toleranz-Politik” von US-Präsident Donald Trump.

3.  Im August muss Elon Musk aus dem Aufsichtsrat von Tesla zurücktreten. Er hatte angekündigt, das Unternehmen von der Börse nehmen zu wollen.

4. Neue Gerüchte um den Erfinder der Bitcoin: Hat Nick Szabo den Bitcoin erfunden?

5. Auf dem Global Solutions Summit im Juni spricht sich Angela Merkel dafür, dass die Daten – der „Rohstoff der Zukunft” – besteuert werden sollen.

6. Der Berliner Gründer Christian Kroll spendet sein Unternehmen Ecosia der Allgemeinheit.

7. WeFugees-Gründerin Cornelia Röper erhält den ersten in Deutschland von Bill Gates verliehenen Global Goals Changemaker Award.

So könnte Mobilty in Zukunft aussehen. Foto: Lilium
So könnte Mobilty in Zukunft aussehen. Foto: Lilium

Mobility

Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen? Dazu wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Vorschläge gemacht. Von diesen zwölf solltet ihr auf alle Fälle mal gehört haben.

1. Flixbus startete bereits sein Bahn-Angebot.

2. BMW und Mercedes planen einen Zusammenschluss in Sachen Car-Sharing.

3. In den USA wollen Uber und Lyft ins E-Roller-Geschäft einsteigen.

4. Und der von Elon Musk geplante Loop-Tunnel in der Nähe des SpaceX-Hauptquartiers in Hawthorne soll am 10. Dezember eröffnet werden.

5. Geld gibt es auch für die Zukunfts-Branche: Target Global etwa legt einen 100 Millionen US-Dollar Fund für europäische und israelische Mobility-Startups auf.

6. Der amerikanisch-chinesische Tesla-Herausforderer Faraday Future erhält Investitionen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar.

7. Der Uber-Rivale Lyft sichert sich 600 Millionen US-Dollar.

8. Uber möchte bis 2020 Flugtaxis in die Luft bringen. Theoretisch wäre das möglich, aber praktisch müssen Auswirkungen, wie etwa der entstehende Lärmpegel bedacht werden.

9. Lilium erhält 90 Million Dollar in der Series B für sein elektrisches Flugtaxi und wird mit bei den Global Cleantech Awards als Early Stage Company des Jahres ausgezeichnet.

10. Das von mehreren BMW-Managern mitgegründete chinesisches E-Auto StartupFuture Mobility Corp (E-SUV Byton) erhält im Juni ein Investment in Höhe von 44 Millionen Euro.

11. Auch ethisch wirft die Mobilität der Zukunft einige Fragen auf: Im März wird im US-Bundesstaat Arizona eine Frau von einem selbstfahrenden Uber-Fahrzeug erfasst und tödlich verletzt.

12. Mehrmals gerät auch der halbautomatisierte Fahrassistent von Tesla in die Schlagzeilen, weil er mit parkenden Fahrzeugen kollidiert – im Juni mit einem Polizeifahrzeug.

2018 kam der Digitalrat zum ersten Mal zusammen. Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler
2018 kam der Digitalrat zum ersten Mal zusammen. Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

Politik

Im Mai kam erstmals der von Staatsministerin Dorothee Bär einberufene Innovationsrat zusammen. Und im August tagte zum ersten Mal der Digitalrat. Geleitet wird das zehnköpfige Gremium der Bundesregierung von Katrin Suder. Schlagzeilen machten jedoch vor allem die kurzen Hosen von Ijad Madisch.

Drei große Themenbereiche beherrschten 2018 die Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und Startup-Szene.

1. Digitalisierung Deutschland

Mit dem „Hammerbrooklyn.DigitalCampus” soll im Hamburger Stadtteil Hammerbrook ein neues Zukunftslabor entstehen. Siemens will seinen 600 Millionen Euro-Standort in Berlin statt in Singapur eröffnen.

Von Seiten der Bundesregierung wird mit der „Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen” für 2019 ein Fördertopf in Höhe von 10 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Damit sollen Digitalisierung und technologische Entwicklung in Deutschland vorangetrieben werden.

Auf dem Global Solutions Summit im Juni spricht sich Angela Merkel dafür, dass die Daten – der „Rohstoff der Zukunft” – besteuert werden sollen.

2. Künstliche Intelligenz

Bundeskanzlerin Merkel erklärte KI-Kompetenz zur Schlüsselfrage, damit die deutsche Wirtschaft international wettbewerbsfähig bleiben könne.

Von der Bundesregierung werden die Eckpunkte für eine nationale KI-Strategie verabschiedet.

Außerdem plant der Bund mit dem Bundeshaushalt 2019 in einem ersten Schritt 500 Millionen Euro zur Stärkung der KI-Strategie bereit zu stellen. Insgesamt sollen bis 2025 drei Milliarden Euro in KI-Förderprogramme investiert werden.

Mit „Claire” wird ein Europäisches Bündnis für KI gestartet. Anliegen der 550 beteiligten Forscher: Europa zu einem Standort für Künstliche Intelligenz zu entwickeln, der mit Amerika und Asien mithalten kann.

3.  Datenschutz und Urheberrecht

Im Mai tritt die neue Datenschutzgrundverordnung in Kraft.

Im Juni stellt das EU-Parlament die Weichen für ein neues Urheberrecht. Kritisiert werden vor allem das Leistungsschutzrecht und die sogenannten Upload-Filter. Im September stimmt das EU-Parlament einer Reform zu.