Startup Genome:

Berlin auf dem Weg zur Scaleup-City

05/10/2018
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Antworten gibt eine aktuelle Analyse von Startup Genome, die uns deren Gründer und CEO Marc Penzel und Chief Policy Officer Dane Stangler in Auszügen vorstellen.

Quelle: Startup Genome

Allein der Name reicht, um Begeisterung und eine Vision von kultureller Vielfalt, von Chancen und Möglichkeiten hervorzurufen: Berlin. Kein Wunder also, dass sich die deutsche Hauptstadt zu einem führenden Startup-Ökosystem Europas entwickelt hat und nun an der Schwelle zur Weltspitze steht. Die Stadt ist gegenwärtig ungemein stark darin, Startups und Gründer aus allen Teilen der Welt anzuziehen – ein Erfolgsfaktor, den wir Resource Attraction nennen. Berliner Gründer sind außerdem in hohem Maße mit Gründern aus anderen internationalen Startup-Hubs vernetzt. Diese sogenannte Global Connectedness hat sich weltweit als weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für Startups und Startup-Ökosysteme herausgestellt.

„Weiterentwicklung ist nicht in Stein gemeißelt“

Doch in einer sich rasant verändernden Technologie- und Startup-Szene ist die kontinuierliche Weiterentwicklung des Berliner Ökosystems nicht in Stein gemeißelt. Herausforderungen bestehen und sollten proaktiv angegangen werden. Das weitere Wachstum des Berliner len Median. Damit liegt Berlin im direkten Vergleich dennoch hinter London oder auch Paris. Netzwerke und Verbindungen entstehen insbesondere dann, wenn sie durch Gründer und Startups proaktiv gesucht werden. Steve Blank bringt es auf den Punkt: „Want your Startup to succeed? Get out of the Building.“ Möchte man die Global Connectedness erhöhen, müssen Berliner Startups noch stärker im Ausland agieren und mehr Kontakte in den führenden Startup-Ökosystemen knüpfen.

Hier herrscht Verbesserungspotenzial, wie auch die nebenstehende Netzwerkkarte zeigt. Je näher ein Ökosystem im Zentrum liegt, desto höher ist seine Global Connectedness. Zwar ist Berlins Global Connectedness hoch, aber immer noch weiter vom Herzen der am stärksten vernetzten Startup-Ökosysteme entfernt als beispielsweise Paris und Stockholm. Wie genau bauen Berliner Startups ihre Global Connectedness aktuell aus? Tun sie das, indem sie in andere Ökosysteme reisen, oder passiert das vor Ort, wenn andere Gründer Berlin besuchen? In Lissabon haben wir beispielsweise festgestellt, dass sich eine globale Konferenz wie der Web Summit nachhaltig auf die Global Connectedness in Bezug auf lokal geknüpfte Bekanntschaften auswirkt. Technologie-Sektors, vor allem über größere StartupExits und eine anschließende Reinvestition der Ressourcen, ist für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Stadt unerlässlich. Hier untersuchen wir, wie sich Berlin im Vergleich globaler Wachstumsparameter von Startup Ökosystemen wie New York, London, Paris und weiteren Städten behauptet.

Resource Attraction als Folge großer Exit Cases

Wie Analysen mithilfe unseres Startup Ecosystem Lifecycle Models zeigen, fördern insbesondere große, hochkarätige Exits (Börsengänge und Akquisitionen) das Wachstum eines Ökosystems. Sie verschaffen der lokalen Startup-Szene internationale Aufmerksamkeit und sorgen dafür, dass internationale Ressourcen (Gründer, Talente und Kapital) angezogen werden. Bis zu diesem Punkt ist das Wachstum vordergründig von der Verfügbarkeit lokaler, „organischer“ Ressourcen abhängig. Über diesen Punkt ist Berlin jedoch weit hinaus: Fast jedes fünfte, aktuell in Berlin ansässige Startup ist von außerhalb in die Stadt gezogen.

Quelle: Startup Genome

Global anerkannt und global vernetzt, dennoch Luft nach oben

Global Resource Attraction hat zur Folge, dass sich ein Ökosystem langfristig als wichtiger Knotenpunkt im Kreislaufsystem der globalen Startup-Szene integriert. Das wiederum erhöht die Global Connectedness, die Beziehungen zwischen Berliner Gründern und ihren Peers in anderen internationalen Ökosystemen, die über eine oberflächliche LinkedIn-Connection hinausgehen. In unserer Analyse ist jene Global Connectedness ein weiterer, essenzieller Schlüsselfaktor für die Leistungsfähigkeit von Startups und Startup-Ökosystemen. Sie hilft Startups und ihren Gründern dabei, Ambitionen und relevantes Know-how zu entwickeln, globale Märkte frühzeitig zu erschließen und auf diese Weise schneller zu wachsen.

Berlins Global-Connectedness-Bewertung liegt – gemessen an der durchschnittlichen Anzahl der Verbindungen, die Berliner Startups mit ihren Kollegen in anderen Top-Ökosystemen pflegen – 70 Prozent über dem globalen Median. Damit liegt Berlin im direkten Vergleich dennoch hinter London oder auch Paris. Netzwerke und Verbindungen entstehen insbesondere dann, wenn sie durch Gründer und Startups proaktiv gesucht werden. Steve Blank bringt es auf den Punkt: „Want your Startup to succeed? Get out of the Building.“ Möchte man die Global Connectedness erhöhen, müssen Berliner Startups noch stärker im Ausland agieren und mehr Kontakte in den führenden Startup-Ökosystemen knüpfen.

Hier herrscht Verbesserungspotenzial, wie auch die nebenstehende Netzwerkkarte zeigt. Je näher ein Ökosystem im Zentrum liegt, desto höher ist seine Global Connectedness. Zwar ist Berlins Global Connectedness hoch, aber immer noch weiter vom Herzen der am stärksten vernetzten Startup-Ökosysteme entfernt als beispielsweise Paris und Stockholm. Wie genau bauen Berliner Startups ihre Global Connectedness aktuell aus? Tun sie das, indem sie in andere Ökosysteme reisen, oder passiert das vor Ort, wenn andere Gründer Berlin besuchen? In Lissabon haben wir beispielsweise festgestellt, dass sich eine globale Konferenz wie der Web Summit nachhaltig auf die Global Connectedness in Bezug auf lokal geknüpfte Bekanntschaften auswirkt.

Quelle: Startup Genome

Es wird deutlich, dass sich Berliner Gründer hauptsächlich dann vernetzen, wenn sie in andere Top-Ökosysteme reisen: Aus unserer Stichprobe waren zehn Prozent der Berliner Startups mindestens zweimal in Top-Ökosystemen wie Silicon Valley, New York oder London. Das entspricht etwa dem Fünffachen des globalen Medians. Das bedeutet aber auch, dass Berliner Startups im Vergleich zu anderen führenden Ökosystemen deutlich weniger globale Verbindungen auf heimischem Boden herstellen. Besuche von Gründern anderer Top-Ökosysteme scheinen folglich entweder nur unzureichend stattzufinden oder zu keinen wertvollen Verbindungen mit den lokalen Startups zu führen. Der Grad der globalen Vernetzung wirkt sich nachweisbar positiv auf die globale Marktreichweite eines Startups aus, und diese ist absolut entscheidend. Startups, die vermehrt auf den globalen Märkten aktiv sind, wachsen im Durchschnitt doppelt so schnell wie Startups, die sich auf den Heimatmarkt beschränken. Dieser Effekt kombiniert, erhöht ebenso die Leistungsfähigkeit des gesamten Ökosystems. Dies ist auch in Berlin der Fall, wo eine überdurchschnittlich gute Vernetzung der Gründer zu einem hohen Grad der globalen Marktreichweite führt. Die Vernetzung auf Berliner Boden sollte zukünftig jedoch noch stärker gefördert werden. Der Ausbau bestehender Programme wie die Start Alliance Berlin können hier einen entscheidenden Beitrag leisten und die Startup-Szene noch stärker vernetzen.

Quelle: Startup Genome

Mehr Scaleups zur Weiterentwicklung des Ökosystems

Trotz einiger hochkarätiger Exits ist die Rate an überdurchschnittlich schnell wachsenden Startups, sogenannten Scaleups, im Vergleich zu anderen Top-Ökosystemen relativ gering. Wir messen das, indem wir uns anschauen, wie viele Exits ein Ökosystem im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Series-A-Finanzierungsrunden produziert hat. Berlins Exit Value (angezeigt durch die Blasengröße in der gezeigten Grafik) ist vergleichbar mit dem von New York City und London – und größer als der Exit Value anderer internationaler Benchmarks. Berlin hat jedoch im Vergleich zu den weiteren Top-Ökosystemen die niedrigste Rate an Scaleups. Die Wachstumsrate an Early-Stage-Investitionen in Berliner Startups ist am zweitniedrigsten.

Es wird deutlich, dass das Ökosystem zukünftig mehr Early-Stage-Finanzierungsrunden und Scaleups produzieren muss, um die bis dato beeindruckende Entwicklung des Ökosystems aufrechtzuerhalten. Könnten Berliner Gründer möglicherweise noch ambitionierter sein? Unsere globale Analyse zeigt, dass Ambition und Erfolg von Gründerteams sehr nah beieinanderliegen und sich folglich nicht unerheblich auf den Gesamterfolg des Ökosystems auswirken. Nur knapp über 30 Prozent der Berliner Gründer geben an, dass sie ein global führendes Produkt entwickeln würden. Somit liegt Berlin hinter allen Ökosystemen, die wir uns im Rahmen dieser Analyse angesehen haben.

Fazit

Das Berliner Startup-Ökosystem ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte, auch wenn es in einigen Bereichen Entwicklungsbedarf erkennen lässt. Als „Capital of Cool“ mit mehreren beachtlichen Exits hat Berlin weite Teile der internationalen Startup-Szene in den Bann gezogen. Die daraus resultierende Anziehungskraft neuer Ressourcen wird auch zukünftig einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des Ökosystems beitragen. Die Verstetigung des Wachstums und der damit einhergehende Übergang zu einem global führenden, vollständig integrierten Ökosystem ist jedoch nicht selbstverständlich. Programme zur weiteren internationalen Vernetzung und Entwicklung der Berliner Gründerteams sind nur eine von vielen relevanten Maßnahmen, um die Entwicklung des Startup-Ökosystems zu fördern.

Wir sind guter Dinge und freuen uns darauf zu sehen, inwieweit es der Berliner Startup-Szene zukünftig gelingt, noch mehr global führende Geschäftsmodelle, Scaleups und Exit Cases zu produzieren.Inwiefern sich Startups von Scaleups unterscheiden und durch welche Maßnahmen Scaleups von den Schlüsselakteuren eines Startup-Ökosystems unterstützt werden können, schaut sich Startup Genome in einer kommenden Publikation zum Frankfurter Ökosystem genauer an. Der Frankfurt Startup Ecosystem Report erschien am 12. Juni 2018 in Partnerschaft mit dem TechQuartier, der Goethe-Universität zu Frankfurt und der Yi Shi Foundation. Dieser Gastbeitrag basiert auf einem Essay des US-amerikanischen Unternehmens Startup Genome, der kürzlich für die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verfasst wurde.

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