Makers

Ein Company-Builder mit Community-Ansatz

01/04/2015
header image

Bei Makers wird auf Speed gegründet

Im Vergleich zu anderen Startups ist es um Makers eher ruhig. Lautes Auftreten gehört nicht zur Philosophie der Gründer Friedrich Neuman und Marius Schulze. Bisher sei das nicht notwendig gewesen, sagt Neuman. Man wollte sich erst beweisen.

Seit gut zwei Jahren gibt es den Makers Company Builder. Angefangen hat alles mit dem gemeinsamen Startup Run a Shop. Der Betreiber von Produktsuchmaschinen wächst binnen kürzester Zeit zu den größten Marketingpartnern von Online-Shops wie Ebay, Amazon und Rakuten. Das Online-Magazin The Next Web bezeichnet den Affiliate-Publisher als das am schnellsten wachsende Startup Deutschlands: 8.357 Prozent von 2011 bis 2013. Der Erfolg versetzt Neuman und Schulze in die Lage, bis heute fünf Gründungen allein zu stemmen – nur aus dem eigenen Cashflow, ohne Fremdkapital. Darüber hinaus haben die beiden in fünf weitere Startups investiert, darunter Researchgate und Brandnew. „Die letzten anderthalb Jahre waren schon ziemlich auf Speed“, sagt Neuman.

Mittlerweile arbeiten bei Makers 60 Leute. 37 Millionen Euro Umsatz hat das Unternehmen erwirtschaftet. Für Neuman ist der Erfolg kein Zufall. „Uns war von Anfang an wichtig, ein Team von Experten zu haben“, sagt der Seriengründer. „Wir machen keine Kompromisse bei unseren Teammitgliedern. Wir beißen lieber in den sauren Apfel und suchen weiter nach einem Partner, der zur Company und zur Sache passt, als Kompromisse einzugehen. Hinzu kommt das Glück oder der Geschäftssinn, die richtigen Ideen und Leute ausgewählt zu haben. Und das, was wir heute verdienen, reinvestieren wir.“

Zum Beispiel in Cashboard: Die Plattform bietet Privatpersonen die Möglichkeit, Kapital diversifiziert anzulegen. An die Stelle eines aktiven Portfolio-Managements rücken vollautomatische Tools, die die Steueroptimierung sowie die Risikobegrenzung übernehmen. Ein anderes Investment ist das Werbenetzwerk Iconpeak, das speziell für die Nutzergewinnung auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets entwickelt wurde.

Technische Lösungen dominieren bei den unterstützten Startups, auch wenn Neuman und Schulze sich nicht als Techies sehen. Neuman hat einen MBA in St. Gallen gemacht, Schulze ist diplomierter Wirtschaftsinformatiker. „Wir sehen zu, dass wir mit Leuten zusammenarbeiten, die in dem jeweiligen Bereich gut unterwegs sind“, sagt Neuman. „Uns begeistert einfach die Entwicklung in der Technologie, dass man ein Geschäftsmodell über Server statt über Headcounts skalieren kann. Das ist eine Sache, die für uns eine große Rolle spielt.“

Schnell und mit wenig Kapital

Eine Ausnahme von diesem Prinzip macht das Invest in Singlepoint. Das Nearshoring-Startup hilft Mittelständlern, schneller auf IT-Ressourcen zugreifen und ihre IT-Kapazitäten an den eigenen Bedarf anpassen zu können. „Das skaliert zwar nicht über Server, sondern über Headcounts, aber auch das relativ schnell. Und es ist ein klares Geschäftsmodell, also das, was uns wichtig ist.“ Cash-flow-nah und Cash-intensiv: daran müssen sich Unternehmen messen lassen, damit sie für Makers interessant sind. Und sie müssen kurz- oder längerfristig expandieren können, um relativ zeitig auf Profit zu kommen.

Hat ein Unternehmen die Hürde genommen, folgen die nächsten Schritte einem klaren Muster. Makers verfolgt einen Lean-Startup-Ansatz: relativ schnell und mit wenig Kapital. „Wenn wir uns committen, wollen wir mit den Gründern die Idee erst einmal prüfen, bevor wir mehr Kapital investieren. Meist braucht es mehrere Tests, um wirklich zu verstehen, ob eine Idee Potenzial hat oder nicht. Wir wollen nicht erst was Großes bauen und launchen, um zu merken, das die Idee nicht aufgeht.“

Zur langfristigen Strategie der Gründer gehört es, innerhalb des Makers-Konstrukts Know-how aufzubauen und auf einen eigenen Technologie-Pool zurückgreifen zu können. Startups wie Singlepoint sind dabei eine enorme Hilfe, weil man sich die Fixkosten für IT-Entwickler spart. Auf diese Weise will Makers die Basis für weitere Gründungen schaffen, und zwar mit anderen Gründern zusammen. „Das läuft dann so ab, dass wir sehr früh einsteigen und uns mit den Leuten auch austauschen, wenn noch keine Idee präsent ist“, erklärt Neuman. „Dann schauen wir gemeinsam: Welche Märkte und Geschäftsmodelle sind interessant? Wo haben wir vielleicht schon Erfahrungen? Oder wir haben eigene Ideen, aber noch keine Gründer, und suchen jemanden, der Lust darauf hat.“

„Wir sind anders, auch kulturell gesehen“

Wenn Neuman von Märkten und Ideen spricht, hat er schon klare Vorstellungen. Facebook spielt für ihn keine Rolle. Ihn interessiert vor allem, wie die User Smartphones als Entry-Point fürs Internet sehen. „Heute ist der Entry-Point sehr Google-lastig. Man öffnet seinen Desktop oder eine App auf dem Smartphone und sucht über Google. Wenn ich aber einen Flug buchen will, öffne ich eher die App einer Buchungssuchmaschine. Es wird spannend sein, wie sich die einzelnen Apps im Vergleich zu Suchmaschinen entwickeln werden. Das sind strategisch langfristige Fragen, die wir uns anschauen.“

Mit diesen Fragestellungen ist das Team bei Makers nicht allein. Oliver Samwer, CEO von Rocket Internet, hat in einer vielbeachteten Keynote beim Horizont Award im Januar mehr Mut und Investitionen ins mobile Internet gefordert. Das Mobiltelefon biete die Chance, die herrschenden Strukturen und Geschäftsmodelle im Internet mit seinen Technologien und Applikationen noch einmal anzugreifen. Kurz zuvor hatte Rocket die Zusammenarbeit mit PLDT für die Entwicklung mobile Bezahldienste bekanntgegeben. Bei Makers findet man beispielsweise Mobile-First-Marktplätze „verdammt spannend“.

Einen Vergleich mit Rocket will Neuman aber gar nicht erst zulassen. „Wir sind anders, auch kulturell gesehen. Wir setzen auf einen Community-Ansatz.“ Sein Vorbild sind Modelle wie Founder Collective aus den USA, ein großer Fonds, der sehr nah an den Gründern dran ist und daraus eine Community bildet. „Wir wollen, dass sich die Gründer und Experten der einzelnen Ventures bei uns gegenseitig unterstützen können. Das ist das, wo wir uns sehen.“

Makers ist auf einem guten Weg. Die Firmen machen gute Umsätze, sie sind profitabel. Über die vergangenen zwei Jahre haben die Macher von Makers bewiesen, dass ihre Philosophie aufgeht. Aber das Festhalten am Bootstrapping-Prinzip hat auch seine Grenzen. Es gibt immer wieder Geschäftsmodelle mit Potenzial, die auf der Strecke bleiben, weil sie am Anfang ein höheres Investment benötigen als das, was Makers normalerweise den Startups gibt. „Gerade im Tech-Bereich gibt es so viele Opportunities, auch hier in Berlin“, sagt Neuman. „Wir haben schon häufiger mit Gründern gesprochen, bei denen wir gern eingestiegen wären. Aber die Startups waren für die Ressourcen, die wir heute selbst stemmen können, schon zu weit.“

Neuman ist klar, dass Makers sich jetzt öffnen muss, um diese Schwelle zu überschreiten. Vielleicht muss man auch ein bisschen lauter werden, um finanzielle oder strategische Partner anzuziehen. Bei letzterem sind die Ansprüche höher: „Von einem strategischen Partner erwarte ich, dass er Makers auch mit seinem Netzwerk oder über eigene Properties unterstützen kann.“

Umgekehrt finden Gründer und Partner bei Makers ein valides Gesamtpaket: „Wir sind Partner im Kleinen. Wir sind selber Gründer und wissen, was es braucht, um ein Tech-Startup zu gründen. Und wir haben bewiesen, dass wir Tech-Startups nicht nur gründen, sondern auch entsprechend skalieren können – auch mit Headcounts“, so Neuman. „Dazu kommt das Wirtschaftliche, wir investieren. Und wir bieten das Strategische, die Infrastruktur. Wir können beim Recruiting unterstützen, bei der Kommunikation sowie der Finanzierung und Investorensuche. Wir haben Designer und Know-how in den Bereichen Technik und Software-Development. Und über allem steht der Community-Ansatz, den wir künftig noch mehr fördern wollen.“ – Das kann man auch mal laut sagen.

Ähnliche Artikel