Warum Personalplanung nicht nur was für die Old Economy ist

19/06/2016
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Zu viel Arbeit für zu wenige Mitarbeiter. Ein bekanntes Problem in jedem wachsenden Unternehmen. Das Recruiting beginnt oft erst, wenn der Bedarf an neuen Leuten konkret wird. Das ist zu spät. Nur wenn es zu jedem Zeitpunkt die richtigen Mitarbeiter im Unternehmen gibt, lässt sich das angestrebte Wachstum umsetzen. Für eine effiziente Personalplanung müssen Management und Personaler eng zusammenarbeiten. Das HR-Team sollte die strategische Planung kennen und wissen, welche Projekte wann anstehen, wie das Unternehmen wachsen soll und welches Budget zur Verfügung steht.

Carolin Ochsendorf, die bei Google als Recruiterin für Vertriebspositionen in der Türkei zuständig ist, sagt: „Bei uns gibt es klare Vorgaben vom Management, wie groß ein Team im kommenden Jahr werden soll.“ Auf Basis dieser Vorgabe arbeitet sie eine Strategie für ihren Bereich aus. Eva Nöll, Leiterin der HR-Abteilung bei Mister Spex, arbeitet etwas anders. Auch sie stimmt sich mit dem Management ab und erstellt für das Jahr einen Plan aller offenen Stellen. „Mit dem Team zusammen arbeiten wir dann auf Quartalsbasis und erstellen eine Liste mit den Top-Ten-Jobs, für die wir in dem Quartal die meisten Ressourcen aufbringen“, erklärt sie. Im ersten Schritt muss also klar sein, wie viele Stellen im Planungszeitraum zu besetzen sind und welche. Allerdings gibt es auch einen nicht planbaren Bedarf, wenn Kollegen beispielsweise das Unternehmen verlassen oder intern eine andere Stelle besetzen. Auch für solche Zwischenfälle sollten Ressourcen vorhanden sein.

Ist der grundsätzliche Personalbedarf geklärt, tauschen sich die Recruiter mit den Teams aus, die verstärkt werden sollen. Ochsendorf sieht sich als Beraterin der Abteilungen und steht mit ihnen in engem Kontakt. „Ich schaue mir das Team an und überlege mir, was die Leute weiterbringen würde. Vielleicht ist das jemand aus einem ganz fremden Bereich, der mit einem neuen Blickwinkel an die Aufgaben herangeht.“ Eine sinnvolle Personalplanung funktioniert nur dann, wenn der entsprechende Recruiter neben den Management-Zielen des Unternehmens auch die Situation der einzelnen Abteilungen im Auge hat, für die er oder sie rekrutiert. Daraus ergeben sich weitere Impulse, die das Bild des optimalen Bewerbers konkretisieren.

Im nächsten Schritt geht es darum, die richtigen Bewerber zu finden. Dabei sollte auch das Entwicklungspotenzial der eigenen Mitarbeiter einfließen. Gibt es möglicherweise jemanden, der in eine zu besetzende Position aufsteigen könnte oder gern eine Aufgabe in einer anderen Abteilung übernehmen würde? Alle anderen Stellen werden über verschiedene Kanäle kommuniziert. Welcher Kanal, welches Anschreiben und welche Zeit optimal ist, lässt sich durch einfaches Tracken des Prozesses herausfinden.

Eva Nöll legt großen Wert auf solche Daten: „Nur mit den entsprechenden Angaben können wir den Recruiting-Prozess optimieren“, sagt sie. Bei Mister Spex werden die Daten bisher noch manuell erfasst. Automatisierte Applicant Tracking Systeme (ATS) liegen allerdings im Trend. Sie ermöglichen neben einer umfassenden Analyse des Prozesses beispielsweise auch A/B-Testing von verschiedenen Formulierungen für Jobanzeigen. Mithilfe dieser Daten können zukünftige Rekrutierungen präziser geplant werden.

Das Ergebnis der Planung sind die Bewerber, die sich über die verschiedenen Kanäle beim Unternehmen melden. Ob diese zur Position und zur Firmenkultur passen, entscheidet sich erst nach Durchsicht der Bewerbung und im Gespräch. Viele unpassende Bewerber sind ein Zeichen dafür, dass die Planung nachjustiert werden muss.

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