Mit Cleantech

gegen die Klimakrise

05/12/2018
header image

Globale Erwärmung: Das Thema wird immer heißer – und das nicht nur wegen der kontroversen Diskussionen. Denn eines lässt sich nicht bestreiten. Die Temperaturen steigen und im Kampf um die Eindämmung der weltweiten Emission von Kohlendioxid macht man einfach immer noch nicht die Fortschritte, die nötig wären, um einen echten Umschwung einzuleiten.

„Problematisch ist etwa, dass wir bei Startup-Gründungen aus dem Bereich Cleantech eine längere Entwicklungsphase haben, wobei frühzeitig viel Geld gebraucht wird, ohne absehen zu können, wann mit einem entsprechenden Return zu rechnen ist”, erklärt Linda Bergset, Projektleiterin der Green Startup Investment Alliance beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Ein Thema, das nicht nur die Szene in Deutschland bremst.

Angefeuert von Al Gores Filmepos über die globale Erwärmung „Eine unbequeme Wahrheit“ wurden laut MIT im Silicon Valley zwischen 2006 und 2011 insgesamt 25 Milliarden Dollar Venture-Kapital in die Cleantech Industrie gesteckt. Die Hälfte davon ging in heißer Luft auf. Warum? Die Fracking-Revolution ließ die Gaspreise fallen und China produzierte viel preisgünstigere Solarplatten.

Ein lohnenswertes Risiko

In Greentech zu investieren, war und ist ein Risiko, jedoch eines, das sich tatsächlich nicht immer lohnt – aber dafür immer öfter. Laut David Wortmann, Inhaber der Beratungsagentur DWR eco GmbH, „erleben wir gerade eine zweite Gründerwelle im Cleantech-Bereich, mit einigen interessanten Erfolgsgeschichten.”

Ein Beispiel etwa ist die Firma Sonnen, die in den vergangenen zwei Jahren 84 Millionen Euro einsammelte. Der Solarfilm-Hersteller Heliatek konnte sich 2016 über eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von 80 Millionen Euro freuen und weitere 15 Millionen Euro im darauffolgenden Jahr. Auch in Thermondo wurde mit 23,5 Millionen Euro im Jahr 2016 und mit 21 Millionen 2017 kräftig investiert.

Cleantech als Modernisierungstreiber

Tatsächlich schreibt der vom Bundesumweltministerium veröffentlichte Umwelttechnologie-Atlas für Deutschland 2018 dem Cleantech-Bereich einen Anteil von 15 Prozent am Bruttoinlandsprodukt zu. 1,5 Millionen Menschen sind hier bereits beschäftigt – Tendenz steigend. Und Bundesumweltministerin Svenja Schulze erklärt „Green-Tech made in Germany” sogar zum „Modernisierungstreiber unserer Wirtschaft.

Umweltinnovationen werden immer stärker dazu beitragen, dass deutsche Unternehmen neue Arbeitsplätze schaffen und auf den weltweiten Zukunftsmärkten bestehen können.“ Wenn sie dabei auch noch die Schlüsselfrage lösen, wie die Grundbedürfnisse der Menschen weiterhin befriedigt werden können, ohne dabei die ökologischen Grundlagen der Erde zu zerstören, wären wir tatsächlich einen gewaltigen Schritt weiter. Denn angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und der zunehmenden Industrialisierung der Schwellenländer wird der Energiebedarf in den kommenden Jahren global weiter steigen.

Von 2016 auf 2017 stieg der Verbrauch auf 13,576 Millionen Tonnen Rohöleinheiten. Das ist mit 2,1 Prozent eine doppelt so hohe Steigerung wie noch im Jahr zuvor. Dabei spielen fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle mit 85 Prozent am Primärenergieverbrauch weiterhin eine Hauptrolle – und sind für zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

7,3 Prozent der Startups setzen auf Grün Hoffnungsvoll stimmt, dass die Erzeugung durch regenerative Energiequellen mit 23 Prozent eine weitaus größere Steigerung verzeichnet. Auch wenn fossile Brennstoffe mit über 80 Prozent weiterhin die Hauptrolle im weltweiten Primärenergieverbrauch ausmachen, die Chancen von Greentech und Cleantech sind enorm.

Laut einer Studie von Roland Berger lag der Anteil der grünen Startups 2017 bei 17,3 Prozent, wobei neue Technologien und fortschreitende Digitalisierung – neben der traditionellen Energieerzeugung per Wind und Sonne – noch zahlreiche weitere Chancen für eine umweltfreundlichere Stromproduktion ermöglichen.

Energiedienstleister nutzen die Blockchain

Tado sorgt etwa mit smarten Thermostaten dafür, dass bis zu 31 Prozent der Heizkosten – und damit natürlich auch Energie – eingespart werden können. Sonnen, der mehrfach ausgezeichnete Anbieter von Solarstromspeichern und Energiedienstleister, hat gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet ein Projekt auf der Blockchain gestartet. Ziel ist es, die Energieerzeugungsunterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland über Heimspeicher ausgleichen zu können.

Und Thermondo macht durch ein digitalisiertes Vertriebskonzept den Wechsel zu energieeffizienten Heizungsanlagen einfach und kostengünstig. Dabei helfen auch verschiedene Förderungs- und Finanzierungsmodelle – übrigens ein weiterer wichtiger Punkt dafür, dass sich Cleantech erfolgreich weiterentwickeln kann. So stellten auch die Experten am MIT in ihrem „Energy Initiative Working Paper” die These auf, dass Venture Capital alleine das falsche Investitions-Modell für die traditionell langsamer wachsenden Cleantech-Unternehmen sei. Empfohlen wird eine diverse Aufstellung von Akteuren, also eine Mischung aus Venture Capital und staatlicher Förderung. Denn letztlich geht es bei der Energiewende ja nicht um Profitmaximierung, sondern um unsere Umwelt und das Einhalten der Klimaschutzziele.

Ähnliche Artikel