Miles Mobility:

Nur Startup im Kopf

09/01/2019
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Ich bekenne: das Startup-Fieber hat mich gepackt und es gibt für mich vorerst kein Zurück mehr. Dabei wurde ich noch lange in der „alten“ Unternehmenswelt geprägt und ausgebildet. Was ist da passiert? Über zehn Jahre arbeitete ich in drei unterschiedlichen Corporates in der Automobilbranche (Peugeot, Toyota, Audi) und habe dort ein Füllhorn an Erfahrungen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Business Development sammeln dürfen.

„Ist das hier schon alles?“

All diese Jobs haben mir viel Freude bereitet und auch das Gehalt war sehr ordentlich. Was will man mehr? Es gab prinzipiell keinen Anlass, irgendetwas Grundsätzliches in meinem Leben zu verändern. Und dennoch: Je mehr Erfahrungen ich machte, je weiter ich auf den Stufen der Karriereleiter nach oben kletterte, desto häufiger habe ich mir die Frage gestellt: Ist das hier schon alles? Macht mich das wirklich glücklich, oder folge ich einfach dem Weg des geringsten Widerstandes? Die Antwort war für mich schnell gefunden, es forderte jedoch ein wenig Mut, der Schlussfolgerung auch wirklich Taten folgen zu lassen.

Miles Mobility: Ein spannender Wachstumsmarkt

Ich bin jetzt seit über einem Jahr CEO und Mitgesellschafter bei Miles Mobility, einem jungen Berliner Carsharing-Anbieter. Wir hinterfragen täglich die Art und Weise, wie Menschen heute die Bereiche Mobility, Carsharing und Autovermietung verstehen und wollen mit mutigen Antworten auf ungelöste Fragen für Aufsehen sorgen und einen Teil von diesem unglaublich spannenden Wachstumsmarkt für uns gewinnen.

Es war schon immer meine Grundmotivation, meine Zeit nur den Dingen zu widmen, von denen ich überzeugt bin, die mich emotional berühren und für die ich bereit bin, die Extrameile zu gehen. Das Bewusstsein dafür, dass ich die Chance habe, mit meinem täglichen Tun bei Miles Mobility wirklich etwas bewegen zu können, setzt bei mir unglaubliche Kräfte frei. Genau diesen Thrill hatte ich bei den Corporates mit den Großen Namen oftmals vermisst und genau das habe ich in der Arbeit bei dem Frühphasen Startup Miles Mobility gefunden.

Was einem bei der Arbeit in einem Startup erwartet

Um sich ein klares Bild davon zu verschaffen, was einen bei der Arbeit in einem Startup erwartet, ist es grundsätzlich sehr wichtig zu verstehen, dass Startup nicht gleich Startup ist. Es hat einen sehr großen Einfluss auf die Arbeitskultur, in welchem Entwicklungsstadium und in welcher finanziellen Situation sich das Unternehmen befindet.

Als ich bei Miles Mobility einstieg, bestand das Team aus fünf Mitarbeitern und hatte noch exakt sechs Wochen bis zur Insolvenz. Dieser Druck bedeutete zwar ein großes Maß an Unsicherheit, erzeugte aber gleichzeitig auch einen unglaublichen Zusammenhalt. Heute hingegen haben wir uns mit vereinte Kräften aus der schweren Ausgangslage herausgekämpft.

„In einem Frühphasen Startup hast Du von drei Sachen immer viel zu wenig: Geld, Zeit und Manpower“

In einem Frühphasen Startup hast Du von drei Sachen immer viel zu wenig: Geld, Zeit und Manpower. Und trotz dessen musst du gegen die großen Player da draußen bestehen. Diese Challenge macht unglaublich viel Freude!

Wie kann man diese Herausforderungen bewältigen?

Dafür benötigt man folgende drei gelebte Eigenschaften im Team: Schnelligkeit, Pragmatismus und nicht zuletzt Mut. Auf diese Art entsteht in einem Startup-Umfeld dann plötzlich eine immense Innovationskraft und Ideen, die es in großen Konzernen so niemals geben würde.

„Startups Day One sind oftmals das pure, kreative Chaos“

Miles statt Minutes ist das Motto von Miles Mobility. Foto: Mina Aichhorn

Allerdings hilft mir meine Konzernerfahrung an vielen Stellen enorm: Startups fehlt es gerade zu Beginn meist am Verständnis für Strukturen und funktionierende Prozesse. Startups Day One sind oftmals das pure, kreative Chaos. Doch für das Wachstum und das effiziente Skalieren des eigenen Geschäftsmodells muss ein Minimum an Strukturen gewährleistet sein. Hier hilft es jedenfalls, wenn man gewisse Muster verinnerlicht hat und schnell umsetzen kann.

Startup ist für mich Mindset

Startup bedeutet für mich viel mehr als bloß ein schickes Office in guter Lage samt Tischtennisplatte, Obstkorb und Club Mate Kühlschrank. Startup ist für mich Mindset, pure Kopfsache. Startup ist für mich gleichbedeutend mit Ärmel hochkrempeln und kämpfen, Entscheidungen treffen, ohne Angst vor möglichen Fehlern, für eine Idee einstehen, um Funding zu kämpfen, eigene Egoismen zurückstellen und die pure Lust jeden Tag aufs Neue über sich hinauszuwachsen.

„Scheitern würde vielmehr heißen, es nicht zu versuchen“

Die Möglichkeit, dass ein Startup es finanziell nicht schafft ist statistisch natürlich gegeben. Aber genau davor habe ich keine Angst, denn dies bedeutet zu keinem Zeitpunkt ein Scheitern. Scheitern würde vielmehr heißen, es nicht zu versuchen. Diese Einstellung ist mittlerweile auch jenseits der Szene im sicherheitsorientierten Deutschland angekommen.

„In Corporates wird ab einem bestimmten Level sehr viel Energie für die Arbeit mit dem System verbrannt“

Ich habe den Wechsel nie bereut. In Corporates wird ab einem bestimmten Level sehr viel Energie für die Arbeit mit dem System an sich sowie der internen Kommunikation verbrannt. Man füttert mit seiner Arbeit die kleinteiligsten Prozesse, um das große Ganze am Laufen zu halten. So bleibt am Ende nur ein Bruchteil der Zeit und Kraft für das Vorantreiben von wirklichen Innovationen. Bei Miles Mobility ist dieses Verhältnis zwischen Automatismen und Innovation komplett umgekehrt.

„Ich würde jedem empfehlen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen“

Ich würde jedem empfehlen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Und dennoch kann ich nicht völlig ausschließen, irgendwann mein Wissen wieder in einen Konzern einzubringen. Denn auch die Corporates müssen sich heute verändern und eines ist sicher: das Handwerkszeug, das dafür notwendig ist, erlernt man nirgendwo besser als beim Aufbau eines echten Startups.

Timo Nührich

Timo Nührich, CEO von Miles Mobility. Foto: Miles Mobility

Bevor er als CEO zu Miles Mobilty wechselte, war Timo Nührich über zehn Jahre lang als Projekt Manager und Berater in der traditionellen Automobilbranche tätig. Unter anderem arbeitete er für Peugeot, Toyota und Audi in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Business Development.

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