Max Koziolek von Spectrm:

„Die besten Botschafter sind die Gründer“

25/10/2016
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Max, Ihr habt Spectrm erst 2015 gegründet. Wie habt Ihr es geschafft, schon jetzt Launch-Partner von Facebook zu sein?

Max Koziolek: Das war eine Mischung aus harter Arbeit und einem Quäntchen Glück. Das hatten wir, weil wir die richtigen Leute getroffen haben und die uns nach Kräften geholfen haben – beim Next Media Accelerator und bei der Bild-Zeitung.

Hattet ihr von Anfang an vor, international zu agieren?

Max Koziolek: Nein, so genau haben wir das nicht geplant.

Was bedeutet der Schritt für Euch?

Max Koziolek: Als junges Startup schaut man nicht auf den großen Berg an Aufgaben, sondern steht jeden Tag auf und löst die Herausforderungen, die man gerade hat. Am Ende der Woche, des Monats oder des Quartals stellt man fest: Wow, wir haben ganz schön viel geschafft. So machen wir das auch mit der Internationalisierung.

Seid Ihr viel gereist oder habt Ihr gleich jemand für den Kontakt mit Facebook eingestellt?

Max Koziolek: Wir sind viel gereist. Die besten Botschafter für das Unternehmen sind die Gründer selbst. Außerdem konnten wir es uns am Anfang gar nicht leisten, jemand einzustellen.

Wie seid Ihr finanziert?

Max Koziolek: Wir haben Spectrm am Anfang selbst finanziert. Dann haben wir 50.000 Euro vom Next Media Accelerator bekommen und wurden von der Digital News Initiative von Google gefördert. Im Juni haben wir eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,5 Millionen Euro abgeschlossen.

„Als junges Startup schaut man nicht auf den großen Berg
an Aufgaben, sondern steht jeden Tag auf und löst die Herausforderungen, die man gerade hat“

Wie seid Ihr an Eure New Yorker Investoren gekommen?

Max Koziolek: Über Hacks/Hackers Connect, das ist eine Event-Reihe von Google, die Medienleute und Programmierer zusammenbringt. Wir haben in der Factory in Berlin teilgenommen und sind auch zu der Veranstaltung nach New York geflogen. Dort hat uns jemand mit Lerer Hippeau Ventures verbunden. Das hat natürlich gut gepasst, denn wir haben einen reinen Medienfokus und LHV ist nicht nur einer der erfolgreichsten Venture Capitalists in New York, sondern versteht auch am meisten von der Medienindustrie.

Was bedeutet es, einen US-Investor zu haben?

Max Koziolek: Wir sind auf den amerikanischen Markt fokussiert und haben schon früh Business Insider und Nowthis als Kunden gehabt. Also war klar, dass wir Spectrm internationalisieren müssen. Also haben wir eine amerikanische Mutter gegründet.

Und warum?

Max Koziolek: Das bietet viele Vorteile, wenn man drüben Geschäfte macht. Aber natürlich wird es auch von den Investoren in den USA gern gesehen, wenn man dort die Firma hat.

Ist das nur gern gesehen oder war das ein Muss?

Max Koziolek: Es war kein hartes Erfordernis. Man kann natürlich immer lange verhandeln, ob das nicht auch in Deutschland geht. Wenn man sowieso auf den amerikanischen Markt zielt, gibt es aber keinen Grund zu warten. Viele Investoren sehen das als Dealbreaker, wenn man nicht in den USA ist.

„Viele Investoren sehen das als Dealbreaker, wenn man nicht in den USA ist“

Welche Konsequenzen hat das für Euch?

Max Koziolek: Wir konnten diesen Flip, in die USA zu gehen und die Rechtsform umzuwandeln, relativ einfach machen. Wir hatten Vorkehrungen getroffen.

Was für Vorkehrungen?

Max Koziolek: Es kommt darauf an, wie man sein Unternehmen gründet. Ob UG oder GmbH ist egal. Es geht darum, wer die Anteilseigner sind. Bei uns hat jeder Gründer eine Beteiligungsgesellschaft, die seine Anteile an der Spectrm Publishing UG hält. In dieser Konstellation ist es sehr einfach möglich, in die USA zu wechseln, weil wir nicht so viele Steuern zahlen. In dem Moment, wo ich als natürliche Person ein Unternehmen gründe, zahle ich, wenn ich in die USA gehe und mein Unternehmen umwandle, 25 Prozent Steuern. Das ist bei einer Seed-Runde schon unverschämt viel Geld. Sobald das Unternehmen größer ist und die Bewertung höher ist, ist es noch mehr Geld.

Und als Beteiligungsgesellschaft zahlst Du weniger.

Max Koziolek: Dann reduziert sich dieser Steuersatz massiv. Wenn man sein Unternehmen in die USA übersiedelt, gilt das für das deutsche Steuersystem als Exit und wird entsprechend versteuert. Wenn man also internationalisieren will, ist man sehr gut beraten, wenn man das erstens früh macht und zweitens bei der Gründung Beteiligungsgesellschaften für die einzelnen Gründer installiert. Das ist am Anfang etwas mehr Aufwand, macht es aber einfacher in die USA zu gehen. Sonst ist die Option irgendwann weg. Dann zahlt man hohe Steuern, ohne dass man ein Liquiditätsevent hat.

Das ist dann ein …

Max Koziolek: … Dealbreaker. Das kann sich kein Gründer leisten. Also fallen dann amerikanische Investoren, die darauf bestehen, weg. Es gibt US-Investoren, die in deutsche Unternehmen investiert haben, zum Beispiel in Soundcloud. Aber das ist die Ausnahme.

Also geht Ihr nach New York?

Max Koziolek: Unsere 15 Mitarbeiter sind in Berlin. Aber ich bin etwa die Hälfte meiner Zeit in New York. Wir haben das organisatorisch zwischen den Gründern aufgeteilt.

Warum New York und nicht Silicon Valley?

Max Koziolek: Das Zentrum der Medienindustrie ist New York. San Francisco spielt da überhaupt keine Rolle.

Plant Ihr ein Büro in New York?

Max Koziolek: Ja, das kommt Anfang 2017.

„Bei der Internationalisierung ist es wichtig, dass man vor Ort ist“

Wollt Ihr noch in andere Länder expandieren?

Max Koziolek: Unser Fokus sind erstmal die USA. Da ist definitiv genug zu tun. Bei der Internationalisierung ist es wichtig, dass man vor Ort ist. Ich kann nicht mehrere Kunden in einem anderen Land haben, ohne dort mit Ansprechpartnern vertreten zu sein. Zumindest nicht, wenn ich ein Geschäftsmodell habe, das Sales-getrieben ist oder Kundenbetreuung voraussetzt. Das funktioniert nicht.

Ihr habt das auch ohne Büro in den USA geschafft.

Max Koziolek: Ich bin ja relativ viel dort. Aber das bedeutet natürlich viel Aufwand wegen der unterschiedlichen Zeitzonen – insbesondere als wir die Partnerschaft mit Facebook gemacht haben. Ein guter Zeitpunkt, um mit denen zu sprechen, ist hier um halb drei Uhr nachts. Das ist mit New York etwas einfacher. Bedeutet aber trotzdem, dass man seinen Tagesablauf nach hinten offenhalten sollte.ist 26 Jahre alt und kommt aus Berlin. Er hat Jura in Frankfurt (Oder) studiert und ist 2013 für die FDP gegen Frank-Walter Steinmeier  (SPD) bei der Wahl zum Deutschen Bundestag angetreten. Nach dem Studium im Frühjahr 2015 hat er gemeinsam mit Jendrik Höft und Manfred Stellenberg angefangen an Spectrm zu arbeiten.