Jonas Liepmann:

Wieso ich bei Iversity ausgestiegen bin

05/11/2018
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Als ich 2007 anfing, mich für die Startup-Welt zu interessieren, fiel mir auf, dass Studenten sehr aktiv auf Social-Media-Plattformen waren. Im Kontrast dazu hatten Unis nur abgeschlossene E-Learning-Plattformen – ohne Möglichkeit, etwas zu veröffentlichen oder sich zu vernetzen. Ich habe ein großes Potenzial gesehen, Lerninhalte hochschulübergreifend zugänglich zu machen. Das war und blieb die treibende Grundidee von Iversity.

Jonas Liepmann: „Iversity war noch mitten in einer Startup-Phase“

Diese Idee zu etablieren, erwies sich aber als deutlich schwieriger als erhofft. Das lag unter anderem daran, dass es in Deutschland damals wenig Raum für Innovation im Bildungsmarkt gab. 2011 kam auf allen Seiten mehr Bewegung in den Markt – hauptsächlich getriggert durch den Boom amerikanischer Bildungs-Startups wie Coursera oder Udacity. Bei Iversity habe ich Mitte 2013 einen Teilexit gemacht und bin aus der Geschäftsführung ausgestiegen. Das war auf dem Höhepunkt der Euphorie über die MOOC-Bewegung. Iversity war noch mitten in einer Startup-Phase, in der es noch kein tragfähiges Geschäftsmodell gab. Es ist in Deutschland generell schwer, Geschäftsmodelle für Online-Bildung zu finden, außerdem hat die personelle Unruhe der Unternehmensentwicklung geschadet. Besonders im Bereich der akademischen Bildung braucht man einen langen Atem – das ist für typische VC-Finanzierungen schwierig.

Deshalb freue ich mich, dass nun mit Springer Nature eine wissenschaftliche Verlagsgruppe Iversity weiterführt. Denn auch wenn ich mich schon lange von meinem Baby verabschiedet habe, freue ich mich zu sehen, dass es bei allen Turbulenzen weiterläuft. Wenn man den Launch des Prototypen mit einrechnet, hatte die Plattform im April dieses Jahres zehnjähriges Jubiläum. Rückblickend würde ich die Gründung noch mal wagen. Die Erfahrungen und die Begegnungen möchte ich auf gar keinen Fall missen. Aber nach dem intensiven Fokus auf Iversity fand ich es in den letzten Jahren toll, ganz verschiedene Dinge zu tun. Ich habe ein Restaurant gestartet, eine Agentur für Bildungsvideos gegründet, andere Startups beraten und mal wieder geschauspielert. Derzeit überlege ich, mich gesellschaftspolitisch mehr zu engagieren – vielleicht wird da Bildung wieder eine Rolle spielen.

JONAS LIEPMANN

entwickelte bereits während seines Studiums das Konzept zu Iversity. 2013 verließ er das Unternehmen, das im Jahr 2016 Insolvenz anmelden musste. Nach einem Investment von Holtzbrinck ist Iversity nun an die Verlagsgruppe Springer Nature angegliedert.