Im Interview

Ubermetrics-Mitgründer Bernd Molzahn

02/02/2015
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Was genau macht Ihr bei Ubermetrics und zu welchem Zweck?

BERND MOLZAHN: Wir entwickeln Softwaretechnologie zum systematisierten Zuhören und Strukturieren von öffentlich verfügbaren Daten. Die Einsatzszenarien sind sehr vielfältig, Ubermetrics Delta findet mittlerweile in über zehn Use-Cases Einsatz. Grundsätzlich liefert die Software strukturiert aufbereitete Informationen, um dann bessere Managemententscheidungen treffen zu können.

Was heißt das konkret? Kannst Du das anhand eines Beispiels erklären?

BERND MOLZAHN: In erster Linie machen wir Media Monitoring, was besonders bei Wettbewerbsbeobachtung und dem Kommunikationstracking der eigenen Produkte beziehungsweise Marken nützlich ist. Zudem ersetzen wir quasi klassische Pressespiegelanbieter. Indem man in unserem Tool eine Suche eingibt, sammeln wir alle öffentlich kommunizierten Aussagen und Artikel in Bezug auf das gewählte Thema. So behält man die öffentliche Wahrnehmung der eigenen Produkte und Marken sowie die der Wettbewerber durchgängig im Blick. Dementsprechend kann man zum Beispiel seine eigenen Kommunikations- und Marketingkampagnen anpassen und auch Kundenmeinungen aufgreifen, um diese gegebenenfalls proaktiv anzusprechen. Je mehr man über seine – potenziellen – Kunden weiß, desto bessere Entscheidungen kann man treffen. Klassischerweise wird unser Tool in PR- und Marketing-Abteilungen eingesetzt, aber auch im Einkauf und Vertrieb wird es bereits erfolgreich genutzt. Wichtig ist, dass Datenschutz bei uns groß geschrieben wird. Wir durchsuchen nur das, was öffentlich verfügbar ist und nicht hinter irgendwelchen Privatsphäreeinstellungen verborgen bleiben soll.

Wie funktioniert Eure Technologie?

BERND MOLZAHN: Wir haben Algorithmen im Einsatz, die keine andere Firma hat. Das liegt an unserer Gründungsgeschichte. Wir sind ja aus der Berliner Humboldt-Universität ausgegründet, also als klassisches Spin-off. Dort haben wir eine Technologie mitentworfen, die wir dann im Startup richtig ausentwickelt haben. Diese Viralitätsanalyse, wie wir sie nennen, ist unser Alleinstellungsmerkmal. Und diese Technologie ermöglicht es, soziale Signale zu analysieren – etwas, das die anderen Anbieter, die sich um ähnliche Systeme bemühen, nicht anbieten können. Alles andere hat hauptsächlich damit zu tun, diese riesengroßen öffentlichen Datenmengen zu beherrschen. Wir filtern quasi den gesamten Strom, der da draußen an öffentlicher Kommunikation ist, durch unser System und ziehen dort die relevanten Textbruchstücke für diejenigen heraus, die bei uns im Tool eine Frage eingestellt haben. Das ist keine Magie, sondern funktioniert wie ein riesengroßer Filter. Unsere Technologie ist eigentlich nichts anderes, als wenn du dich im Mittelalter still auf den Marktplatz stellt, allen zuhörst und mit dem Wissen beim nächsten Mal deinen Marktstand so aufstellst, dass du mehr potenzielle Kunden erreichst.

Für wen ist Media Monitoring besonders interessant? Hat Euer Tool auch schon in der Startup-Welt Anklang gefunden?

BERND MOLZAHN: Unser Tool Ubermetrics Delta ist bei jungen Unternehmen, wie Zalando oder MeinFernbus, genauso wie bei Unternehmen der Old Economy, wie Microsoft oder BMW, im Einsatz. Es ist für alle aus unterschiedlichen Gründen interessant. Systematisiertes Zuhören wird in fünf bis zehn Jahren in sämtlichen Unternehmen eingesetzt werden. Junge Unternehmen erkennen wesentlich schneller, dass man solch moderne Technologie in die Geschäftsprozesse mit einbauen muss. Sowohl für Startups als auch für Investoren ist es ein wahnsinnig hilfreiches Tool, um den Markt, die Konkurrenz und das Potenzial des Produktes auszuwerten. Es ist ja immer wieder das Gleiche: Informationsbeschaffung ist für jedes Unternehmen ein Muss. Ein Tool wie unseres sorgt dafür, dass Informationen zeitaktuell zur Verfügung stehen. Man spart damit Zeit und Geld. Ein Investor hat beispielsweise einmal einen themenbasierten Suchagenten aufgesetzt und sich jeden Morgen einen Report über die Fundstellen der Beiträge, die dazu veröffentlicht wurden, zukommen lassen und ist dann zu dem Schluss gekommen, dass es für das Produkt noch viel mehr Einsatzszenarien gab, auf die das Startup noch gar nicht gekommen war – und konnte denen dann mitteilen, dass ihr Produkt noch viel mehr Potenzial hatte, als ursprünglich gedacht.

Das Gespräch führte Claudia Lunscken.

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