Wie Startups den Mittelstand unterstützen

05/09/2017
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Daniela, stell dich doch kurz vor. Was machst du bei NKF Media?

Daniela Rattunde: Ich bin Projektmanagerin und Redakteurin bei Berlin Valley und habe die vergangenen sechs Monate daran gearbeitet, dass aus der Idee zu einem Sonderheft Digital Commerce 2017 ein gedrucktes Magazin wird.

Worum geht es in Digital Commerce?

Daniela Rattunde: NKF Media befasst sich grundsätzlich mit innovativen Startups und den Veränderungen, die durch aktuelle Trends und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Bei Digital Commerce stand die Idee im Mittelpunkt, 50 Startups zu präsentieren, die den stationären Handel verändern. Ähnlich wie bei unserer Magazinreihe the Hundert haben wir auch dieses Mal eine lange Liste mit Vorschlägen aus unserem Netzwerk und eigener Recherche erstellt. Die Frage, welche 50 Unternehmen das größte Innovationspotenzial für den Handel haben, wollten wir jedoch nicht alleine beantworten. Deshalb haben wir eine Expertenjury zusammengestellt, die Know-how in der Startup- und Tech-Szene mit Expertise im Handelsumfeld vereint: Journalisten wie Nikolaus Röttger (Chefredakteur von Wired Germany) und Stephan Dörner (Chefredakteur von t3n.de), Investoren wie Florian Heinemann (Partner bei Project A), Friedrich A. Neuman (CEO von Makers) oder Frank Thelen (CEO der E42 Group) und Metro-Vorstandschef Olaf Koch haben die Auswahl übernommen. Herausgekommen ist eine spannende Mischung an Unternehmen und Ideen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette des Handels.

„Das auflagenstärkste Magazin des Jahres zur Digitalisierung des Handels“

Was macht das Sonderheft einzigartig?

Daniela Rattunde: Aus unserer Sicht ist das Heft tatsächlich auf mehreren Ebenen besonders. Zum einen ist es mit knapp 120.000 Exemplaren das auflagenstärkste Magazin des Jahres zur Digitalisierung des Handels. Außerdem war es eine innovative Verlagskooperation: Berlin Valley hat dieses Projekt gemeinsam mit dem führenden Retail-Magazin Der Handel aus dem Deutschen Fachverlag (dfv) umgesetzt. Jede Seite hat dabei ihre Stärken eingebracht: Unser Verlag kennt sich in der Startup-Szene aus, die Redaktion von Der Handel hat Expertise im klassischen mittelständisch geprägten Einzelhandel in Deutschland und auch entsprechende Vertriebswege – das Magazin erreicht also genau die Unternehmer und Entscheider, die die Digitalisierung im Handelsbereich besonders betrifft und die auf diese Veränderungen reagieren müssen. Die Zusammenarbeit mit Sybille Wilhelm aus der Redaktion Der Handel mit dem Vertriebsteam rund um Objektleiter Benjamin Grau und der Produktionsabteilung lief sehr unkompliziert und hat mir große Freude gemacht.

„Unternehmen, die die Digitalisierung nicht meistern, werden wahrscheinlich von der Bildfläche verschwinden“

Vor welchen Herausforderungen steht der stationäre Handel aktuell und wie können Startups dabei helfen?

Daniela Rattunde: Die Grenzen zwischen online und offline verschwimmen zunehmend. Das klassische stationäre Geschäft muss sich wandeln, um zukunftsfähig zu bleiben und um neben den großen Online-Playern wie Amazon und Ebay zu bestehen. Digitale Technologien können dabei helfen: bei der Organisation interner Geschäftsprozesse und der Zusammenarbeit mit Zulieferern, bei den Themen Kundenservice und Kundenbindung, bei der Auffindbarkeit von lokalen Geschäften im Internet, um nur einige Themen zu nennen. In diesen Bereichen sind Startups führend. Ein großes Potenzial liegt deshalb in der Zusammenarbeit von Startups und Mittelstand, der die Stütze der deutschen Wirtschaft ist. Gerade im Mittelstand haben viele Marktteilnehmer wichtige Trends zu spät realisiert. Die Unternehmen, die die Digitalisierung nicht meistern, werden wahrscheinlich von der Bildfläche verschwinden. Wir beobachten schon lange, dass Startups den Mittelstand unterstützen können – sowohl als Impulsgeber als auch als Kooperationspartner. Deshalb sollten man die Startup-Szene auch nicht isoliert betrachten, sondern als integralen Bestandteil unseres Wirtschaftssystems. In der Zusammenarbeit von Startups und etablierten Unternehmen liegt ein sehr großes Potenzial zur Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle.

Was sind das für Startups, die es ins Heft geschafft haben?

Daniela Rattunde: Der Name Berlin Valley ist vielleicht etwas irreführend. Wir haben Startups aus ganz Deutschland und aus Österreich porträtiert. Durch die Recherche und die finale Auswahl wurde mir erst deutlich, welche Bandbreite das ganze Handelsthema überhaupt hat: In der Produktion und Logistik stellen zum Beispiel Roboter (Magazino), Datenbrillen (Picavi) oder smarte Handschuhe mit Sensoren (Proglove) eine große Arbeitserleichterung dar. Schlaue Apps ermöglichen ein einfaches Qualitätsmanagement im Lebensmittelhandel (Tsenso und Flowtify). Hochtechnologische Lösungen verleihen Produkten eine lebenslange digitale Identität (Goodstag) oder bieten eine visuelle Produkterkennung (Nyris), die für Online- wie Offlinehändler interessant ist. Toll fand ich auch den Ansatz von Gaxsys, die eine SaaS-Lösung entwickelt haben, mit der Onlinehändler Bestellungen, die in ihrem Webshop eingehen, lokalen Händlern zur Auftragserfüllung anbieten: ein sehr gelungenes Zusammenspiel von E-Commerce und lokalem Einzelhandel.

„IM MITTELSTAND HABEN VIELE MARKTTEILNEHMER WICHTIGE TRENDS ZU SPÄT REALISIERT“

Welche Probleme der Händler lösen die Startups?

Daniela Rattunde: Die Lösungen, die die Startups entwickelt haben, können zum einen für die Händler die täglichen Geschäfts- und Organisationsprozesse erleichtern. Zum anderen eröffnen sie dem Kunden einen besseren Service und ein besonderes Einkaufserlebnis vor Ort. Denn darum geht es auch: Wenn online alles schneller und günstiger verfügbar ist, muss der lokale Handel mit einem Mehrwert für Kunden punkten – mit einem besonderen Einkaufserlebnis, mit Expertise und individueller, personalisierter Ansprache. Digitale Technologien können dabei helfen. Es geht nicht darum, Technologie nur um der Technologie Willen einzusetzen, sondern passende Lösungen für das eigene Geschäft zu finden, um auch in Zukunft Kunden zu haben. Große Unternehmen und Filialisten haben dabei zwar ganz andere Möglichkeiten als kleine Einzelhändler, aber gerade auch für letztere haben wir spannende Beispiele im Heft, die sie beim Setup ihres Geschäfts unterstützen.

Das Heft ist jetzt draußen. Wie geht es nun weiter?

Daniela Rattunde: Wir wollen mit dem Magazin nicht nur Impulse für zukunftsorientierten Handel geben, sondern auch die tatsächliche Zusammenarbeit zwischen Startups und Handelsunternehmen anstoßen. Deshalb wird das Magazin ein Jahr lang auf allen relevanten Handelsmessen und Konferenzen verteilt werden. Um Startups und Handelsunternehmer auch direkt miteinander ins Gespräch zu bringen, organisieren wir außerdem einen Demoday mit ausgewählten Teilnehmern, die wir in Digital Commerce vorstellen, und Partnern aus Wirtschaft und Handel. Nach diesem gelungenen Pilotprojekt sind auch für die Zukunft weitere Kooperationen mit dem Deutschen Fachverlag geplant.

Das Gespräch führte Jan Thomas.

[td_block_text_with_title custom_title=”DANIELA RATTUNDE”]Daniela ist Redakteurin und Projektmanagerin bei NKF Media. Sie hat an dem Magazin the Hundert mitgearbeitet, ist danach ins Team von Berlin Valley gewechselt und hat die Projektleitung für das Sonderheft Digital Commerce übernommen. Bevor sie 2016 in die Startup-Welt eingetaucht ist, war sie im Wissenschafts- und Kulturbereich tätig.

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