Internationalisierung:

Es müssen nicht immer die USA sein

04/11/2016
header image

Gründer, die ein wirklich großes Unternehmen bauen wollen, müssen früher oder später ins Ausland expandieren. Und wer schnell wachsen will, muss die Internationalisierung früh wagen. Das gehöre zum schnellen Wachstum natürlich dazu, sagt auch Anna Alex, Mitgründerin von Outfittery. Das Mode-Startup hat innerhalb von ein paar Jahren in acht verschiedene Länder expandiert. Dabei sei „lokales Wissen von unschlagbarem Vorteil“, sagt Anna Alex. „Man muss verstehen, wie ein Land tickt, wenn man dort ein erfolgreiches Geschäft aufbauen will. Einfach das Modell eins zu eins aus Deutschland zu kopieren, ist selten von Erfolg gekrönt.“

Kulturelle Unterschiede einkalkulieren

Doch nicht alle Geschäftsmodelle erfordern in gleicher Weise lokale Anpassungen. Manche lassen sich sehr zügig global ausbauen. Kaum gestartet, schon in New York – selten gelingt der Schritt so schnell wie bei Spectrm. Das Startup, entwickelte seinen Messenger-Bot im Next Media Accelerator in Hamburg, ging anschließend nach New York und blieb, weil dort die ersten Kunden waren. Auch der Investor Lerer Hippeau Ventures hat dabei eine Rolle gespielt. Wer von US-Investoren finanziert wird, für den ist die Standortwahl oft schon entschieden.

Doch es müssen nicht immer die USA sein. Andere Startups entwickeln Produkte, die sich gut für den Einsatz in Schwellen- und Entwicklungsländern eignen wie etwa Peat. Das Startup aus Hannover entwickelt Software für die automatisierte Erkennung von Pflanzenkrankheiten, Schädlingen und Mangelerscheinungen. Damit hilft Peat Bauern weltweit, Ernteausfälle zu vermeiden und Pestizideinsätze zu optimieren. Mehr als 25.000 Menschen nutzen die App Plantix, 2000 davon in Indien. Gerade in solchen Ländern gilt es, die kulturellen Unterschiede einzukalkulieren.

„VIELE STARTUPS UNTERSCHÄTZEN, DASS KUNDEN IM AUSLAND ANDERS AUF ANGEBOTE ANSPRECHEN“

In vielen Städten wie Hamburg und Berlin helfen die Wirtschaftsförderer bei der Internationalisierung. „Viele Startups unterschätzen, dass Kunden im Ausland anders auf Angebote ansprechen als auf dem Heimatmarkt“, hat Berlin-Partner-Geschäftsführer Stefan Franzke beobachtet. Die Berliner Wirtschaftsförderer haben vor einem Jahr ein eigenes Programm Start Alliance Berlin aufgelegt, das Startups unterstützt, die ins Ausland expandieren wollen. „In den USA ist es zum Beispiel besonders wichtig, den Vorteil für den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Die technischen Details interessieren weniger. In Frankreich braucht man unbedingt französisches Vertriebspersonal, da sind die ganz eigen. Und in China unterschätzen die meisten, wie technologieorientiert die Kunden dort sind.“

Es muss bereits ein Produkt vorhanden sein

Partner der Start Alliance Berlin sind die Städte Tel Aviv, New York, Schanghai und Paris. Bald sollen weitere Partnerstädte hinzukommen. Geboten werden kostenlose Arbeitsräume in Coworking Spaces, Vernetzung in die jeweilige Startup-Community sowie Mentoring zu den wichtigsten Themen der Markterschließung. Voraussetzung ist: Es muss bereits ein Produkt vorhanden sein. „Dieses Programm ist selbst ein Startup“, sagt Franzke. „Wir testen und entwickeln es weiter.“