Innovation in Berliner Unternehmen:

It's the neighbourhood, stupid!

01/02/2017
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Besteht ein Zusammenhang zwischen dem lokalen Umfeld eines Unternehmens und seiner Innovationskraft? Mit dieser Frage haben sich Christian Rammer, Jan Kinne and Knut Blind vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in ihrer Studie „A Microgeography of Innovation in the City“ beschäftigt. Dazu haben die Forscher über einen Zeitraum vom fünf Jahren (2011 bis 2015) mehr als 5000 Berliner Unternehmen aus dem Fertigungs- und Dienstleistungssektor untersucht.

Die Forscher fanden heraus, dass innovative Unternehmen vorrangig in der Nähe von Forschungsinfrastrukturen, Startups und anderen Firmen aus der gleichen Branche zu finden sind. Sie neigen dazu, eine wirtschaftlich dynamische Nachbarschaft zu bevorzugen und sehr dicht besiedelte Gebiete zu meiden. Keinen Einfluss auf die Innvoationskraft scheint demnach das „kreative Umfeld“ eines Gebiets in Form von Bars, Cafés, Clubs, Freizeiteinrichtungen oder Kulturstätten auf die Unternehmen zu haben. Dieses Ergebnis überrascht und steht im Widerspruch zu der weit verbreiteten Ansicht, dass doch gerade das kulturelle Umfeld der Hauptstadt Startups anziehe und die Innovation von Unternehmen fördere.

Zuordnung der Standortparameter bei innovativen und nicht-innovativen Unternehmen nach Distanzschwellen (Quelle: ZEW)

Das Gegenteil ist der Fall: Innovative Unternehmen suchen eine gute Anbindung an das städtische Nahverkehrsnetz und bevorzugen Gebiete mit einer niedrigeren Bevölkerungsdichte im Vergleich zu nicht-innovativen Firmen. Diese lokale Häufung hat auch Einfluss auf das Mietpreisniveau. Die Mieten sind in Gewerbegebieten mit innovativen Unternehmen rund vier bis fünf Prozent höher.

Die Forscher betonen, dass diese Studie nur ein erster Versuch sei, den Einfluss der lokalen Bedingungen auf die Innovationskraft zu untersuchen. Auch wenn einige Ergebnisse bereits zeigen, dass das örtliche Umfeld die Innovation beeinflussen kann, bleiben viele relevante Forschungsfragen offen. Erstens konnten die Ökonomen nur Korrelationen zwischen Innovationsaktivitäten von Unternehmen und ihrem lokalen Umfeld beobachten. Nicht untersucht wurde, inwieweit eine Firma zum Beispiel aktiv die benachbarten Unternehmen beobachtet, mit ihnen kommuniziert oder kooperiert. Zudem lassen sich aufgrund des begrenzten Beobachtungszeitraums keine Aussagen dazu treffen, ob eine Veränderung der lokalen Umgebung zu Veränderungen der Innovationsstrategien führen. Fazit der Autoren: Es bestehe daher ein dringender Bedarf an einer detaillierten Untersuchung der Rolle der Mikrogeografie bei Innovationen.

Die vollständige Studie kann auf der Website des ZEW heruntergeladen werden.