Unter Strom:

Wie diese E-Mobility Startups die Zukunft einläuten

14/09/2017
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E-Mobility als Zukunft der Mobilität?

Abgase verschmutzen unsere Städte. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurde 2016 an gut 57 Prozent der verkehrsnahen Messstationen der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffoxid pro Kubikmeter im Jahresmittel überschritten. Politiker diskutieren immer wieder über Fahrverbote. E-Mobility Autos könnten ein Heilmittel für die dreckige Luft sein. Eine Millionen sollten bis 2020 auf deutschen Straßen unterwegs sein, wünschte sich die Bundesregierung. Bisher sind es aber nur etwa 35.000. Zum Vergleich: Insgesamt sind in Deutschland mehr als 45 Millionen Pkw zugelassen.

Die großen Herausforderungen sind die fehlende Infrastruktur, die geringe Reichweite der Autos und die hohen Kosten. Was die Reichweite angeht, liegt Tesla im E-Mobility Segment klar vorne. Die sportlichen Modelle liegen auf den ersten elf Plätzen eines Rankings von Greengear. Die meisten anderen Autos auf der Liste sind Kleinwagen. Die Reichweite des Tesla Model S 100D wird mit 632 Kilometern angegeben – dafür kostet das Auto auch knapp 115.000 Euro.

Ein urbanes Transportmittel

Für die Stadt sind aber auch geringere Reichweiten völlig ausreichend. Die meisten Autos fahren hier täglich zwei Strecken mit weniger als 30 Kilometern Länge. Das bieten die gängigen Elektro-Kleinwagen auf dem Markt. Fehlt nur noch die Lade-Infrastruktur – aber auch die ist in Städten vergleichsweise gut ausgebaut. Die Karte des Lade-Netzwerks Plugsurfing zeigt zum Beispiel mehr als 400 Ladestationen in Berlin und sogar mehr als 600 im Raum Stuttgart. Tendenz steigend. Viele Autos können auch zu Hause an der Steckdose geladen werden – oder an Laternen, wie Ubitricity das anbietet. Noch einfacher ist es bei den Elektrorollern, bei denen man auch die Batterie tauschen kann. Für kurze Strecken im Stadtverkehr und die Parkplatzsuche sind sie optimal. Bei Anbietern wie Emmy und Coup kann man die Roller leihen, das Berliner Startup Unu verkauft sie auch an Privatpersonen.

Dass E-Mobility nicht zwingend teuer seinmuss, zeigt das Münchner Startup Sono Motors. 16.000 Euro plus der Preis für die Batterie soll das E-Auto Sion kosten. Günther Schuh von der RWTH Aachen wiederum hat mit einem Team von 70 Mitarbeitern den E-Go Life entwickelt – ein Elektroauto, das für weniger als 14.000 Euro verkauft werden soll. Etwa 120 Kilometer soll der E-Mobility Kleinwagen mit einer Ladung schaffen. Dafür hat Schuh sich von den Konventionen der Automobilbranche gelöst. Die Batterie ist in einer Art Tresor in der Mitte des Fahrzeugs untergebracht. Nach dem selben Konzept werden Rennwagen konstruiert.

Um die Elekromobilität voranzutreiben, sind nicht nur günstigere Autos mit genug Reichweite und Lade-Infrastruktur nötig. Auch politische Anreize könnten helfen. „Wir müssen politisch sehr viel Druck machen, dass die deutsche Automobilindustrie da besser wird“, sagte Angela Merkel im Interview mit Youtuber Alexibexi. In den Niederlanden oder in Skandinavien zum Beispiel sind steuerliche Vorteile für E-Mobility schon Standard.

Aus der Steckdose tanken

„Der große Case für E-Autos ist das Laden auf der Arbeit oder von zu Hause aus“, sagt Powerjames-Mitgründer Norman Ueberrhein. Mit der Technologie des Startups können Elektroautos an normalen Steckdosen geladen werden. Ein Modul schließt die Steckdosen digital ab. Der Nutzer zahlt den Strom, den das Auto lädt. Die Abrechnung übernimmt Powerjames. So können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern beispielsweise anbieten, das Auto auf dem Firmen-Parkplatz zu laden. Das Modul verbindet sich über Bluetooth mit dem Handy und funktioniert sogar in Tiefgaragen ohne Internet.

Powerjames soll es Arbeitnehmern einfacher machen, ihr Elektroauto im Büro zu laden. (Bild: Powerjames)

Elektrisches Zweirad

Das Berliner Startup Unu stellt seit 2014 Elektroroller für den Stadtverkehr her. Die Lithium-Ionen-Batterie lässt sich aus dem Roller nehmen und an jeder Steckdose laden. Das hat auch den Vorteil, dass man den Akku problemlos tauschen kann, wenn er an Leistung verliert. Die E-Mobility Scooter fahren bis zu 45 Kilometer pro Stunde und schaffen mit einer Batterieladung bis zu 50 Kilometer. Kaufen kann man Unu ausschließlich online. Testfahrten werden bei einem Partner in der Nähe gebucht. Für den Reparatur-Service arbeitet das Startup mit Bosch-Car zusammen.

Unu will die Straßen mit Elektrorollern erobern. (Bild: Unu)

City-Transporter

Die wenigsten Menschen brauchen in der Stadt ein Auto. Aber wenn man dann mal was transportieren muss, ist das Fahrrad doch eher unpraktisch. Nüwiel hat einen elektrisch betriebenen Fahrrad-Anhänger entwickelt, mit dem der Fahrer die Last hinter seinem Rad gar nicht spürt. Sensoren in der Deichsel erkennen, ob das Rad bremst oder beschleunigt und folgen dieser Bewegung. Im Moment ist das Hamburger Startup mit dem Lasten-Anhänger in der Pilot-Phase und will Nüwiel noch in diesem Jahr für Business-Kunden anbieten. Für Privatkunden soll es den Anhänger ab 2019 geben.

Lastenfahrrad war gestern: Der Nüwiel-Anhänger unterstützt Radler mit einem kleinen Elektromotor. (Bild: Nüwiel)

Einer für Alle

Die Ladesäulen-Infrastruktur in Deutschland und Europa wächst – verschiedene Anbieter bauen ihre Netzwerke auf. Für jedes einzelne Lade-Netzwerk brauchen Nutzer allerdings einen eigenen Vertrag, einen Chip oder eine eigene App. Plugsurfing will dieses Problem lösen. Plugsurfing-Nutzer können über die App oder den Plugsurfing-Ladeschlüssel an den Stationen von bisher 44 Partnern in Europa laden. Mittlerweile sind es mehr als 45.000 Ladepunkte. Über die App können Nutzer Ladestationen finden, Preise vergleichen und ihre Kosten im Blick behalten.

Plugsurfing will mit einer einfachen Lösung deutschlandweites Elektroladen ermöglichen. (BIld: Plugsurfing)
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