Im Interview

dotdotdot - die Zukunft des Lesens

28/05/2013
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Das Berliner Startup dotdotdot propagiert die Zukunft des Lesens. Wir wollten wissen, was es damit auf sich hat.

Vorweg: wir sind ziemlich beeindruckt von Eurer Idee. Wenn man sich Euern Trailer anschaut, merkt man, dass Ihr Großes bewegen wollt. Vielleicht kannst unsere Leser an die Hand nehmen und kurz durch die dotdotdot-Gedankenwelt führen. Wer seid ihr? Was macht ihr?

dotdotdot ist ein Lese-Tool mit integriertem sozialem Netzwerk, optimiert für das Lesen und Arbeiten mit/von längeren Texten auf allen gängigen digitalen Lesegeräte für iOS und diverse Webbrowser.

Mit dotdotdot kann man eBooks, RSS und per Browser-Plug-In jegliche Texte aus dem Web importieren, lesen und archivieren. Und natürlich mit ihnen arbeiten, sprich Textpassagen markieren, kommentieren, taggen sowie sharen. Und dies nicht nur alleine, sondern, wenn ich dies als Leser möchte, gemeinsam mit anderen Lesern denen ich followe.

Wir sind ein Team von vier Gründern, zwei Gründer haben einen Design-Hintergrund, zwei kommen aus der Entwicklung.

Wie und wo ist Euch die Idee gekommen? Gab es erfolgreiche Vorbilder oder einen persönlichen Bedarf?

Grundsätzlich hat wahrscheinlich jeder, der mit Texten arbeitet, also vom Student über den Anwalt bis zu jedem der ab und an zu einem Thema recherchiert, das Problem, dass Texte verschiedener Herkunft in verschiedenen geschlossenen Silos liegen: eBooks in

dotdotdot dotdotdot

meiner Reading-App, Webtexte und Blogposts irgendwo in meinen Bookmarks und RSS in meinem RSS-Reader. Es gibt keinen zentralen Ort, an dem ich alle meine Texte verwalten, archivieren und vor allem auch in guter Readability lesen kann. Und zudem mit diesen an einem Ort arbeiten zu können, Markierungen und Kommentare nicht mehr zu verlieren oder zu vergessen, sondern diese an einem Ort voll durchsuchbar verfügbar zu haben. Und ggf. auch direkt in einem Text mit anderen Lesern zu diskutieren und mit diesen mein Wissen teilen zu können. Wir hatten persönlich beide Probleme in unserer täglichen Arbeit und so kam in vielen Gesprächen die Idee zu dotdotdot.

In einem Artikel über Euch war von einem „Fingerprint-Algorithmus“, den man sich wie ein Butterbrotpapier vorstellen solle. Das klingt spannend und etwas abgedreht. Kannst Du das noch einmal erläutern?

Wir sehen uns als Software as a Service und konzentrieren uns darauf, die bestmögliche Reading-Experience zu bauen. Dies bedeutet, dass wir keinen Content distribuieren, sondern zu jedem Text, der bei dotdotdot schon einmal gelesen wurde, einen Metadaten-Layer stellen in dem sich die Markierungen und Kommentare anderer Leser befinden. Also so ähnlich, wie man es früher als Student in der Bibliothek gemacht hat: Man legt ein Butterbrotpapier über den Text und macht sich Markierungen und Kommentare. Wir bringen die Butterbrotpapiere aller Leser im jeweiligen Text zusammen. Dazu nutzen wir unseren Fingerprint.

Man hat das Gefühl, ihr entwickelt dotdotdot nicht nur für den deutschen Markt. Würdest Du dem zustimmen? Beschreib doch mal Eure Zielgruppe. Wer sollte ich mit dotdotdot auseinandersetzen?

Wenn ich als Student für eine Klausur lerne, und die Markierungen und Kommentare meiner Mitstudenten sehen kann, oder ggf. sogar die der Professors kann dies für mich unschätzbaren Wert haben – Stundenten sind somit ganz sicher eine große Zielgruppe. Wir sehen jedoch auch eine große Zahl von Lesern, die beruflich bestimmte Texte lesen und archivieren oder diskutieren wollen, z.B. Developer, Designer oder auch Anwälte. Grundsätzlich ist die Zielgruppe jeder der sich mit Texten auseinandersetzt – wir sehen z.B. auch Kochrezepte die diskutiert werden.

Ihr sprecht ja recht selbstbewusst von der „Zukunft des Lesens“. Mit etablierten Services wie Pocket, Readability, txtr, Blinkist und Evernote tummeln sich ja einige Unternehmen in einem ähnlichen Marktsegment. Würdest Du dem zustimmen? Gelingt es Euch, dotdotdot ausreichend abzugrenzen? Und wenn ja, wo seht ihr Eure Alleinstellungsmerkmale?dotdotdot-iPad2

Die Möglichkeit der Verwaltung aller Texte an einem Ort, die Unabhängigkeit von Contentdistributionsketten und ein intelligentes Set an sozialen Features grenzen uns zu den oben genannten gut und konstruktiv ab.

Nun eine wahrscheinlich nicht ganz einfach zu beantwortende Frage: Wo steht ihr heute mit Euerm Produkt? Was habt ihr bereits erreicht? Aber noch viel wichtiger, was sind Eure Pläne für die Zukunft? Was sind die konkreten nächsten Schritte?

Wir haben vor einigen Wochen unsere iPad-App und unsere iPhone-App gelauncht – zudem eine komplette Browserversion mit allen Tools auf dem Desktop vernünftig eBooks und lange Texte zu lesen. Die iPhone-Version ist bisher eine Archive- und Read-and-work-only Version – hier wird in nächster Zeit noch einiges passieren. Social Reading, und überhaupt eine großartige Reading-Experience zu schaffen, bietet aus unserer Sicht noch unfassbar viele Möglichkeiten, von denen wir viele in Angriff nehmen und nehmen werden. Konkrete Wünsche vieler Nutzer sind die Unterstützung von PDF und eine native Androidversion – diese Ziele, werden wir, neben vielen ein wenig geheimeren, sicher angehen.

Wir wollen damit beginnen, die Startups aus Berlin auch als Evangelisten für den Gründer-Standort Berlin „zu missbrauchen“. Von daher würde uns Euer Blick auf Berlin interessieren. Wie ist, hier zu gründen? Was sind die Vorteile? Woran hapert es derzeit noch?

Ein ganz großer Vorteil an Berlin ist die schier unfassbare Zahl an kreativen, internationalen Leuten. Die Einbettung in ein innovatives, schnelles Umfeld, welches man manchmal schon für selbstverständlich hält, ist ein großes Geschenk.