Detektei Lentz:

„Wir können Startups vor extremen Schäden bewahren“

03/11/2016
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Herr Lentz, was kann Ihre Detektei für Startups tun?

Marcus Lentz: Wir können Startups in Sachen Unternehmenssicherheit beraten und sie so vor extremen Schäden bewahren. Gründer sind Menschen mit visionären Ideen, sie sind echte Experten auf ihrem Fachgebiet, aber außerhalb ihres Bereichs manchmal ein wenig zu unbedacht.

Wie meinen Sie das?

Marcus Lentz: Wir haben das schon oft gesehen: Da werden die einfachsten Sicherheitsregeln missachtet. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, dass Angebote etwa im Papierkorb landen und nicht im Reißwolf. Das sind wertvolle Informationen für die Konkurrenz. Viele Gründer denken nicht daran, dass andere Unternehmen ihm vielleicht Schaden wollen. Wenn aber die Konstruktionspläne für ein neues Produkt in die falschen Hände geraten, kann es aus und vorbei sein, noch bevor es richtig begonnen hat.

Wie viele Startups berät Ihre Detektei?

Marcus Lentz: Pro Jahr kommen etwa fünf bis sechs Startups auf uns zu. Sie kommen auf Empfehlung oder zum Beispiel über Xing.

„Jedes Fax, das verschickt wurde, ging parallel auch an einen Proxi-Server auf den Tuvalu-Inseln. Ein klarer Fall von Betriebsspionage.“

Können Sie uns einen konkreten Fall schildern?

Marcus Lentz: Wir sind einmal zu einem Startup aus dem Bereich Maschinenbau gerufen worden, bei dem es einen Einbruch gegeben hatte. Es wurde nur die Kaffeekasse geplündert, die teuren Laptops hatten die Einbrecher dagegen nicht angerührt. Das kam einem der Polizeibeamten seltsam vor. Er riet dem Startup, eine Detektei einzuschalten, weil der Einbruch womöglich nur als Tarnung diente.

Als Tarnung wofür?

Marcus Lentz: Dass das Startup von einem anderen Unternehmen ausspioniert wurde. Wir haben unsere Techniker geschickt, die auch tatsächlich drei Abhörgeräte gefunden haben: Eines war im Besprechungsraum installiert, eines in der Telefonanlage und eines im Faxgerät. Jedes Fax, das verschickt wurde, ging parallel auch an einen Proxi-Server auf den Tuvalu-Inseln. Ein klarer Fall von Betriebsspionage.

Und was passierte dann?

Marcus Lentz: Das ist dann ein Fall für die Ermittlungsbehörden. Es kam heraus, dass eine Mitarbeiterin des Startups die Abhöreinrichtungen installiert hat, um die Daten und Konstruktionspläne an eine Verwandte in einem anderen Unternehmen weiterzugeben. Beide haben sich davon einen Sprung auf der Karriereleiter in diesem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen versprochen.

Wie ist es ausgegangen?

Marcus Lentz: Für das Startup ist es in diesem Fall ziemlich gut ausgegangen, denn das mittelständische Unternehmen wollte auf keinen Fall mit der Abhöraktion in Verbindung gebracht werden und hat sich daher außergerichtlich mit dem Startup geeinigt. Der Mittelständler hat alle Kosten und Schäden ersetzt. Die Zahlung ist sogar recht großzügig ausgefallen.

Detektiv Marcus R. Lentz (Foto: Detektei Lentz & Co. GmbH ) Detektiv Marcus R. Lentz (Foto: Detektei Lentz & Co. GmbH )

Wer zahlt für Ihren Einsatz?

Marcus Lentz: Zunächst natürlich unser Auftraggeber. Bei der Suche nach Abhöreinrichtungen hängt der Preis von der Größe der Fläche ab. Es geht bei 2500 Euro los und endet im mittleren fünfstelligen Bereich. Bei Startups, die ja in der Regel keine großen Betriebsstätten haben, sind es maximal 5000 Euro. In dem geschilderten Fall hat der Mittelständler die Kosten übernommen.

Wie oft werden Sie zu solchen Einsätzen gerufen?

Marcus Lentz: In manchen Branchen – wie zum Beispiel im Maschinenbau – kommen Abhöraktionen häufiger vor. Insgesamt haben wir etwa 100 bis 150 solcher Einsätze im Jahr. Auch wenn sich dann gut die Hälfte der Fälle als falscher Alarm herausstellen, sind es immer noch 50 bis 75 Fälle, bei denen wir fündig werden.

MARCUS LENTZ

Marcus Lentz ist Gründer und einer der Geschäftsführer der Lentz Gruppe. Lentz hat in einer Wirtschaftsdetektei gearbeitet, bevor er sich 1995 mit seiner eigenen Detektei selbstständig gemacht hat.

LENTZ GRUPPE

Die Lentz Gruppe hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main und eine Niederlassung ihrer Detektei in Berlin. In ihren 20 Niederlassungen in Deutschland – von Rostock über Berlin bis Konstanz – berät sie annähernd 800 Mandanten jährlich. Etwa 75 Prozent von ihnen kommen aus dem Bereich der Wirtschaft, die übrigen 25 Prozent aus dem privaten Sektor. Die Detektei arbeitet ausschließlich mit festen Mitarbeitern, um ein Höchstmaß an Diskretion und Datenschutz garantieren zu können. Die Lentz Gruppe beschäftigt 80 Mitarbeiter, davon 52 ausgebildete Detektive und sechs Detektive in Ausbildung. Die häufigsten Fälle im Bereich Wirtschaft sind Lohnfortzahlungsbetrug im Krankheitsfall, Arbeitszeitbetrug bei Außendienstmitarbeitern und unerlaubte Nebentätigkeiten.