Cleantech:

Diese fünf Startups lösen Energieprobleme auf smarte Weise

01/06/2017
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Der wachsende Bedarf an Energie auf der ganzen Welt stellt herkömmliche Energielieferanten vor große Herausforderungen. Viele Startups treten an, mit neuen Geschäftsmodellen die Energiewende voranzutreiben und den Markt kundenfreundlicher zu gestalten.

Drohnen finden Fehler

Allein in Deutschland gibt es aktuell 1,6 Millionen Photovoltaikanlagen. Doch ein großer Teil davon ruft nicht die volle Leistung ab, weil sie defekt sind. Das kann die Besitzer bis zu mehrere tausend Euro pro Jahr kosten. Das Startup Ucair will dieses Problem lösen: Die Plattform verbindet Drohnenpiloten mit den Besitzern von Solaranlagen. Die Drohnen machen Wärmebildaufnahmen der Anlagen und Ucair wertet die Daten aus. Dieses Verfahren kann sehr genau zeigen, wo es Defekte in der Anlage gibt. Die Besitzer können die Solarpanels dann reparieren lassen. „Unserer Erfahrung nach werden viele Anlagen in Deutschland entweder gar nicht oder nur grob inspiziert“, sagt Ucair-Mitgründer Christian Shuster. „Viele Defekte lassen sich mit anderen Methoden nicht wirklich genau lokalisieren und wenn doch, dann nur mit sehr großem Aufwand.“ Das Startup stellt bei etwa 80 Prozent der Anlagen Auffälligkeiten fest, die dann repariert werden können. Eine Ucair-Inspektion kostet für kleine Anlagen 199 Euro. „Unsere Vision ist, eine Welt zu schaffen, in der kein Sonnenstrahl mehr vergeudet wird, weil Solaranlagen nicht gewartet werden“, sagt Christian.

Über Ucair können Besitzer von Solaranlagen Drohnen-Piloten für Inspektionen engagieren. (Foto: Ucair)

Kälte aus der Sonne

Landwirtschaft ist in vielen Entwicklungsländern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bauern, die ihre Ware exportieren wollen, müssen sich aber an internationale Regularien halten und Obst, Gemüse oder Milch kühl lagern können. Professionelle Kühlanlagen sind in der Regel teuer und brauchen viel Strom. Der ist in den meisten landwirtschaftlichen Regionen aber kaum verfügbar. Die Kühl-Container von Inspirafarms versorgen sich selbst mit Solarenergie, sind verhältnismäßig günstig und konform mit Hygienevorschriften. Bisher ist das italienische Startup hauptsächlich in Guatemala, Kenia und Ruanda aktiv. Gerade werden die Märkte Mexiko, Tansania und Kolumbien erschlossen. Die Kunden sind Farmbetriebe, aber auch Großgrundbesitzer, die ihren Ertrag exportieren wollen und große Organisationen, die mit Farmer-Netzwerken zusammenarbeiten, um deren Ware zu vertreiben. „Seit unserer Gründung Ende 2014 haben wir acht Kühlanlagen verkauft“, erzählt Paula Rodriguez von Inspirafarms. „Jetzt haben wir unseren Proof of Concept und schon 30 weitere Module in der Sales-Pipeline.“ Je nach Größe kosten die Kühlanlagen zwischen 15.000 und 80.000 Euro. Langfristig will das Startup fünf Anlagen pro Jahr verkaufen.

Kein Widerspruch: Der Kühl-Container von Inspirafarms funktioniert mit Sonnenenergie. (Foto: Inspirafarms)

Günstiger Strom für Afrika

Das Berliner Startup Ecoligo finanziert und betreibt Solaranlagen in Entwicklungsländern. Die ersten Märkte sind Ghana, Kenia und Tansania. Die Strompreise in diesen Ländern sind meist sehr hoch. Eine Kilowattstunde kostet etwa 38 Cent. Zum Vergleich: In Deutschland bezahlen wir inklusive aller Steuern nur 27 Cent. „In Ghana können wir den Strompreis mit unseren Solaranlagen um 40 Prozent senken“, sagt CFO Markus Schwaninger. Das Startup bietet die Solar-Projekte seiner Community in Europa als Crowdinvestments an und baut die Anlagen auf. Der Kunde vor Ort bezahlt den Strom über eine individuell festgelegte Laufzeit, dann geht die Anlage in seinen Besitz über.

Die Gründer von Ecoligo Markus Schwaniger und Martin Baart (Foto: Ecoligo)

Energie aus dem Ozean

Das Wasser im tropischen Meer ist an der Oberfläche etwa 25 Grad warm, in 1000 Metern Tiefe sind es aber nur noch fünf. Die Idee, aus diesem Temperaturunterschied Energie zu gewinnen, ist schon alt. Sie wurde beispielsweise 1930 in Kuba getestet und dann wieder vergessen. Das niederländische Startup Bluerise grub die quasi verschollene Technologie 2010 wieder aus und plant Projekte, in denen sie sich sinnvoll einsetzen lässt. Die einfachste Möglichkeit, die Energie des Meeres zu nutzen, ist kaltes Tiefsee-Wasser nach oben zu pumpen und Klimaanlagen zu betreiben. Mit einem Kraftwerk, das ähnlich funktioniert wie ein Erdwärme-Kraftwerk, kann auch Strom erzeugt werden. Im warmen, flachen Wasser wird Ammoniak erhitzt, bis aus der Flüssigkeit ein Gas wird. Das Gas treibt eine Turbine an und wird dann durch Rohre in einen Kondensator geleitet, der im tiefen, kälteren Teil des Meeres liegt. So schließt sich der Kreislauf, und das Ammoniak kann wieder erhitzt werden. Der Strom ist relativ günstig: „Wenn man die Kraftwerke entsprechend groß baut, kann man Strom für nur fünf Cent pro Kilowattstunde produzieren“, sagt Vice-President of Engineering Joost Kirkenier.

Temperaturunterschied als Energiequelle: Die Idee wurde bereits vor fast 90 Jahren auf Cuba geboren. (Foto: Caleb George)

Effizienz aus der Crowd

„Wir wollen, dass sich jeder unabhängig von seinem Budget an Projekten beteiligen kann, die der Umwelt nutzen“, sagt Bettervest-Gründer Patrick Mijnals. Auf der Crowdfunding-Plattform können Nutzer in Bauprojekte investieren, die Gebäude energieeffizienter machen. Die Renditen liegen bei bis zu zwölf Prozent und ergeben sich ausschließlich aus den Einsparungen bei den Energiekosten der Anlage. Bettervest lässt jedes Projekt von einer unabhängigen Energieberatung prüfen, bevor es auf die Plattform darf. 51 wurden seit der Gründung 2013 vollständig finanziert. Patrick will Bettervest jetzt noch stärker in den Mainstream bringen: „Unser großes Ziel ist es, dass Investitionen dieser Art zu den gängigen Optionen gehören, wenn es um die Geldanlage geht.“

Eine Garantie für Crowdfunding-Projekte liefert eine unabhängige Expertenkommission. (Foto: Bettervest)