„Die Grenzen setzt uns nur das Material“

12/11/2018
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In den Anfangsjahren wurde 3D-Druck belächelt. Was hat sich nun verändert?

Stephan Beyer: Es gab damals riesige Erwartungen an die Industrie, die die Maschinen nicht erfüllen konnten. Das waren ganz einfache Maschinen, gebaut für einfachste Anwendungen. BigRep ist anders aufgestellt, wir fokussieren uns auf die Industrie. Das ist ein ganz anderer Markt, der sich mit extremer Dynamik entwickelt. Hier erlebt die additive Fertigung gerade eine technische Revolution.

Welche unbekannten Bereiche könnten noch relevant werden für den 3D-Druck?

Das Berliner Startup hat mittlerweile auch Büros in Singapur und New York.

Stephan Beyer: Man kann die Technologie im Prinzip überall verwenden. Die Grenzen setzt uns eigentlich nur das Material. Wenn ein Material nicht schmelzbar ist, kann es nicht zum Drucken genutzt werden. Ein Kunststoff, der erst bei 1.000 Grad schmilzt, wäre zum Beispiel schwierig. Bei Metallen ist das ein bisschen anders, aber wir bei BigRep konzentrieren uns nur auf Kunststoffe. Ihr verkauft eure Produkte ausschließlich an Industriekunden.

Trotzdem zeigt BigRep immer wieder, was mit der 3D-Druck-Technologie alles möglich ist, zum Beispiel mit der Entwicklung eines gedruckten Fahrradreifens. Versteht ihr euch auch als Lobbyist für die Sache?

Stephan Beyer: Auf jeden Fall. Stell dir vor, du bekommst ein komplett neues Werkzeug in die Hand. Das wirst du nur nutzen, wenn dir jemand zeigt, welche Vorteile es hat. Mit dem Fahrradreifen haben wir uns für den 3D-Druck ein Produkt ausgesucht, das die Leute aus ihrem Alltag kennen. Das war für uns technologisch keine große Herausforderung, aber wir können damit das Potenzial der Technik zeigen.

Seit einem halben Jahr arbeitet BigRep mit BASF zusammen. Was hat sich für euch daraus entwickelt?

Stephan Beyer: BASF will Materialien zur Verfügung stellen, die wir zum Drucken verwenden können. Im Industriesegment stellen die Kunden sehr hohe Anforderungen an das Material. Wir arbeiten mit BASF zusammen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden und Speziallösungen anbieten zu können.

Welche Herausforderungen siehst du für den Standort Deutschland im Hinblick auf das Thema 3D-Druck?

Stephan Beyer: Führend in dem Bereich sind momentan die Amerikaner und Israelis, Deutschland steht vielleicht auf Platz 3. Die größte Herausforderung sehe ich bei der Marktdurchdringung. Der deutsche Markt ist nicht so agil wie der amerikanische. Ich glaube aber, dass der zukünftige Wettbewerb aus China kommen wird. Asien und vor allem China haben das Thema für sich entdeckt und werden sehr stark in diesen Markt hineindrängen. Das hat man schon beim Thema Robotik gesehen: Chinesische Unternehmer kaufen sich in deutsche Firmen ein, um sich die Produktionstechnik anzueignen. Das Gleiche wird auch mit 3D-Druck geschehen. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, brauchen wir in Deutschland eine sehr starke Technologie.

Stephan Beyer

hat jahrelange Erfahrung im Finanz- und Technologiesektor, war 2014 einer der Mitgründer und hat seitdem die strategische Entwicklung und internationale Expansion von BigRep vorangetrieben.