Zukunft der Mobilität:

Es muss nicht immer Auto sein

23/09/2017
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Senkrecht aus dem Stau

Frühere Visionen vom fliegenden Auto hatten immer das Problem, dass die Flugfahrzeuge viel Platz zum Starten und Landen brauchten. Ein VTOL (kurz für vertical take-off and landing) wie Lilium kann dagegen senkrecht starten und landen. Fünf Personen passen in den Minijet, der von 36 Elektromotoren betrieben wird. Reichweite: 300 Kilometer. Höchstgeschwindigkeit: 300 Kilometer pro Stunde. 11,4 Millionen Dollar hat das Münchner Startups im Dezember 2016 eingesammelt. Ziel der Gründer Daniel Wiegand, Sebastian Born, Patrick Nathen und Matthias Meiner: eine Welt ermöglichen, in der jeder, jederzeit irgendwo hinfliegen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=ohig71bwRUE&t=9s


Doppelt gemoppelt

Hybrid Air Vehicles (HAV) ist ein britisches Unternehmen, das Luftschiffe für den Transport von Lasten entwickelt. Das aktuelle Modell, der Airlander 10, ist rund 20 Meter länger als ein Airbus A380, kann bis zu fünf Tage in der Luft bleiben und rund zehn Tonnen Last transportieren. Seine charakteristische Form hat dem Airlander bereits den Spitznamen Flying Bum (fliegender Hintern) eingebracht. Eine 50-Tonnen-Variante ist bereits in Planung und soll 2020 in Betrieb gehen. Mit einer ähnlichen Idee scheiterte 2002 die deutsche Cargolifter AG.


Übers Wasser schweben

Alain Thibault ist Weltrekordhalter im Schnellsegeln. Anders Bringdal war einst der schnellste Windsurfer der Welt. Gemeinsam haben sie in einer Finanzierungsrunde im Mai rund neun Millionen Euro eingesammelt, um den Verkehr in Paris zum Teil auf die Seine zu verlagern. Mit ihrem Startup Seabubbles entwickeln sie elektrisch betriebene Wassertaxis, die auf Tragflächen über das Wasser zu schweben scheinen. Unterstützung erhält das Konzept von der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Bis Ende September will Thibault weitere 50 bis 100 Millionen Euro eingesammelt haben.

https://www.youtube.com/watch?v=OdWCw7l1NmM


Mit 1200 Sachen durch die Röhre

Die Idee von bemannten Kapseln, die mit über 1000 Kilometern pro Stunde durch Röhren jagen und Flugzeugen Konkurrenz machen, ist nicht neu. Aber erst Tesla-Gründer Elon Musk hat der Hyperloop-Vision eine konkrete Roadmap verpasst und lässt Teams aus der ganzen Welt auf der Teststrecke im Spacex-Hauptquartier in Kalifornien gegeneinander antreten. Auch den zweiten Lauf Ende August konnte das Team WARR der Technischen Universität München mit einem Rekordtempo von 324 Kilometern pro Stunde für sich entscheiden. Später sollen Kapseln für bis zu 28 Personen sowie den Auto- oder Lastentransport entstehen. Zudem gibt es bereits Pläne für Hyperloop-Strecken in Mittel- und Westeuropa, wobei zum Beispiel die Fahrzeit von Hamburg nach Berlin mit 20 Minuten angegeben wird.


Verleiht Flügel

Der Idee vom fliegenden Auto kommt Aeromobil derzeit am nächsten. Angetrieben von einem hybriden Boxer-Motor kann der Pilot das Fahrzeug regulär im Straßenverkehr bewegen. Für größere Entfernungen steuert man einen Flugplatz an, klappt zu beiden Seiten die Flügel aus, beschleunigt auf 160 Kilometer pro Stunde und hebt ab. Das slowakische Startup von Designer Štefan Klein und CEO Juraj Vaculík rechnet mit einer Flugreichweite von 700 Kilometern. Der aktuelle Prototyp, Aeromobil 4.0, war auch auf der Internationalen Automobilausstellung zu sehen. Vorbestellungen sollen noch in diesem Jahr möglich sein.


Der Weg ist das Ziel

Wenn unterwegs der kleine Hunger kommt, kann man sich mit dem Konzept von Next Future Mobility den Weg zum nächsten Drive-in sparen. Das Drive-in dockt sich einfach während der Fahrt an das eigene Fahrzeug an. Möglich machen das verschieden einsetzbare autonome Fahrmodule, die Personen, Lasten oder eben kleine Bars, Bistros oder auch Toiletten transportieren können. So lasst sich das Fahrerlebnis über lange Strecken individuell zusammenstellen, ohne anzuhalten. Hinter dem Startup mit Sitz in San José, Kalifornien, steckt der italienische Industriedesigner Tommaso Gecchelin.


Fliegen mit Autopilot

Schon einen Schritt weiter als Lilium ist Volocopter. Im Juli erst hat das Startup aus Baden-Württemberg eine Finanzierung über 25 Millionen Euro mit dem Stuttgarter Autokonzern Daimler, dem Berliner Technologieinvestor Lukasz Gadowski und weiteren Investoren abgeschlossen. Bereits im vierten Quartal 2017 soll der elektrisch betriebene VTOL mit Platz für zwei Personen in Dubai Testflüge als autonomes Lufttaxi – also ohne Pilot – absolvieren. Die Gründer Stephan Wolf und Alexander Zosel haben mittlerweile ein Team von erfahrenen Managern wie CEO Florian Reuter (vormals Siemens) und CTO Jan-Hendrik Boelens (vormals Airbus Helicopters) um sich versammelt.

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