Richtiges Networking:

Diese acht Experten-Regeln solltet ihr kennen

25/12/2016
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1. Was bedeutet Networking?

Networking ist die Kunst, ein System interagierender, belastbarer Beziehungen aufzubauen und zu pflegen – also langfristige Landwirtschaft, nicht kurzfristige Jagd. Das ist weniger spektakulär, aber am Ende wesentlich effizienter und effektiver.

2. Wie geht Networking?

Der Aufbau eines Systems interagierender Beziehungen – das hört sich schwieriger an, als es ist. Am Ende ist es dasselbe, wie ein Unternehmen aufzubauen. Im Unternehmen holst du dir Mitarbeiter und sorgst dafür, dass sie miteinander interagieren. Du schaffst gemeinsame Regeln, eine Firmenkultur. Und du organisierst die Firma so, dass möglichst alle Mitarbeiter sich untereinander kennen und vertrauen lernen. Das ist ein wenig wie in der Politik. Stell dir einfach vor, du baust dein eigenes Dorf und willst der frei gewählte Bürgermeister sein. Du musst dazu Leute in das Dorf locken (indem sie dort Vorteile für sich wittern), sie einander vorstellen, die Dorfregeln definieren und kommunizieren und einen Binnenmarkt schaffen, indem du Kooperationen anregst. Natürlich gehört auch gutes Eigenmarketing dazu, schließlich willst du der Chef vom Dorf sein. Nur, dass dein Dorf ein virtuelles ist. Und du bist nicht der Chef und kannst die Mitglieder deines Netzwerks nicht per Vertrag an dich binden (außer, du bist wirklich Mafiapate).

3. Muss man extrovertiert sein, um ein guter Networker zu sein?

Viele denken, dass Networking die Kunst ist, bei jeder Gelegenheit jeden Menschen anzusprechen, viel Small Talk zu machen und extrem extrovertiert zu sein. Aber das stimmt nicht. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man nicht extrem schüchtern ist. Aber um ein Netzwerk belastbarer Beziehungen aufzubauen, ist es völlig egal, ob man eher zurückhaltend oder extrovertiert ist, ob man viel oder wenig Lust auf Gespräche mit fremden Menschen hat. Denn ein Netzwerk ist nicht die Ansammlung vieler Small Talks. Wie Angela de Giacomo sagte, die Gründerin von Wundernova, die ich sehr schätze: „Netzwerken und Kontakte pflegen bedeutet Beziehungen mit Menschen pflegen, nicht Business Cards austauschen und im Anschluss quick and dirty eine Anfrage stellen, wenn man Hilfe benötigt, sondern in engem Kontakt und vor allem Austausch zu bleiben.“ Viele Small Talks sind noch keine Beziehung. Und viele Beziehungen sind noch kein Netzwerk. Die langfristige, systematische Pflege und Vernetzung der Beziehungen ist der eigentliche Job. Das können introvertierte Menschen oft sogar besser als extrovertierte, weil sie sich besser auf andere konzentrieren, gut zuhören können und von Natur aus mehr denken und nicht so viel quatschen.

4. Welche Fähigkeiten muss man für gutes Networking trainieren?

Du musst erstens eine Grundeinstellung haben, die offen und neugierig ist, neue Menschen und Möglichkeiten zulässt und nicht voreingenommen ist. Um erfolgreich zu netzwerken, stellst du dir am besten vor, wie du als Kind warst. Da hast du die Welt noch mit großen neugierigen Augen gesehen, hast dich für alle interessiert, warst ohne Vorurteile. Diese Grundeinstellung ist optimal, wenn du Profi-Networker sein willst. Zweitens solltest du wie ein Gastgeber durch dein Leben gehen, indem du immer an andere denkst, andere vernetzt, Verantwortung für dein Umfeld übernimmst, großzügig und hilfsbereit bist. Wenn du Gast auf einer Veranstaltung bist, benimm dich einfach so, als ob du der Gastgeber wärst. Wenn du diese Geisteshaltung verinnerlichst, strahlt das auf andere aus, du wirst den Unterschied bemerken. Und drittens – damit das zu einem belastbaren Netzwerk wird und du nicht nur wie ein guter Samariter durch die Welt rennst – musst du natürlich mit System vorgehen und auch ein bisschen berechnend sein. Sonst bist du für immer nur der Jesus von nebenan, der allen hilft. Du musst also auch darauf achten, ein bisschen was zurückzubekommen. Bleibe aufmerksam und sortiere Energie-Vampire schnell aus. Das Erfolgsrezept ist ein offenes Herz, eine wohlmeinende Seele und ein kluger Geist.

5. Netzwerke und Vitamin B: Sind Netzwerke unmoralisch?

Auf jeden Fall. Menschen mit guten Netzwerken haben Zugang zu mehr Ressourcen als die, die über weniger gute oder gar keine Netzwerke verfügen. Das ist nicht gerecht. Und klar, man hat sich das Netzwerk ja selbst aufgebaut, hat viel Arbeit reingesteckt, also darf man auch viel reinholen. Das ist eine sehr marktwirtschaftliche Sicht. Ob das gerecht ist, ist eine philosophische Frage. Aber wir sehen ja an dem schönen Beispiel, dass die Welt immer noch von Menschen – meist Männern – gelenkt wird, weil sie zielgerichteter netzwerken. Ist das gerecht? Nein.

6. Gibt es Unterschiede in der Art, wie Frauen und Männer Netzwerke bilden?

Frauen bilden ganzheitliche Netzwerke, die über den Beruf hinausgehen, während Männer wesentlich homogenere, zielgerichtete Netzwerke bauen. Kurz: Männer bilden offensive Jagdgemeinschaften, und Frauen defensive Schutzgemeinschaften. Langfristig gesehen haben die Frauen ein wesentlich schlaueres Modell. Das sieht man sehr schön bei Menschen im Rentenalter. Viele Männer sind dann sehr einsam, obwohl sie beruflich erfolgreich waren. Aber es ist logisch, dass man erfolgreicher ist, wenn man sich auf eine Sache sehr stark fokussiert. Deshalb ziehen Männer beruflich oft an Frauen vorbei. Der Mann landet dann auf dem Chefposten – einfach durch gute Connections. Sobald er bemerkt, dass er den Job gar nicht kann, holt er sich eine weibliche Personal Assistant, die die Aufgaben dann erledigt. Man kann es so vergleichen: Männer sind wie der Sänger, der jeden Tag zwölf Stunden alleine am Mikro übt. Frauen gründen eine Band und kümmern sich auch um die privaten Probleme der Bandmitglieder. Und am Ende sind sie dann die Backup-Musikerinnen für den Vocalist. Das ist nicht schön für die Frauen und eine Katastrophe für unsere Gesellschaft. Weil viele potenzielle Premium-Chefinnen gar nicht erst nach vorne kommen und wir so enormes Potenzial verlieren. Hier sollten vor allem die Frauen etwas ändern.

7. Online versus Offline: Was sind die Unterschiede fürs Networking?

Offline: Beziehung aufbauen. Online: Beziehung pflegen. Der Grund ist, dass man online sehr schwer Vertrauen aufbauen kann, bei Beziehungen geht es aber ganz stark um Vertrauen. Es ist extrem schwierig, eine neue Beziehung aufzubauen, wenn man den persönlichen Live-Kontakt nicht hat. Der Mensch kennt Online-Networking erst seit etwa zehn Jahren, aber Offline-Networking schon 100.000 Jahre. Am Ende sind wir Offline-Tiere. Intuitiv wissen wir: Wenn der Strom ausfällt, ist eine Beziehung nur etwas wert, wenn sie auch offline funktioniert.

8. Warum wird das Thema Networking immer präsenter?

Weil wir auf eine Sharing Economy zusteuern. Uber, Airbnb, Carsharing und vieles mehr. Die Digitalisierung treibt gleichzeitig die Dezentralisierung voran. Es wird immer wichtiger, mit anderen vernetzt zu sein und sich Ressourcen zu teilen, statt sie selber zu besitzen. Diese Sharing Economy ist übrigens wesentlich weiblicher als die bisherige Wirtschaft. Also steuern wir auf eine wesentlich weiblichere Networking-Wirtschaft zu. Die Kunst guter Beziehungsarbeit ist eine zutiefst europäische Fähigkeit. In angelsächsischen Ländern sind die Menschen schneller bei Neukontakten. Aber die Nachhaltigkeit können Mitteleuropäer besser. Und darauf kommt es an. Um die europäische Tradition professionellen Networkings zu würdigen, haben wir unsere Wissenschaft auch Dictyonomie genannt, die Lehre des Netzes (Dictyo, altgriechisch: das Netz).[td_block_text_with_title custom_title=”DAS SOLLTEST DU ANSTREBEN”]

  • die kontinuierliche Steigerung von Vertrauen deiner Umgebung in dich
  • die intelligente Vernetzung deiner Beziehungen miteinander
  • die Kommunikation deines Wertesystems
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