Die Vermesser der Startup-Welt

10/11/2016
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Startups lieben Daten. Worüber es allerdings zu wenig Daten gibt – vor allem in Deutschland – sind die Startups selbst. Welche Ökosysteme wachsen? Wo liegen die Stärken bestimmter Städte? Wo sind die Rahmenbedingungen besonders günstig? Startup Genome hat sich vorgenommen, die Startup-Welt zu vermessen und Städte in der ganzen Welt zu befähigen, ihren gerechten Anteil an der Digitalwirtschaft zu erfassen. Benchmarking, Vernetzung und auch das Sichtbarmachen sollen das Wachstum der Startup-Ökosysteme beschleunigen.

Das Projekt als solches gibt es schon länger, doch im Juni 2016 haben die beiden Gründer Jean François Gautier und Marc Penzel Startup Genome in San Francisco auf eine neue Grundlage gestellt. Das Team von Startup Genome hat sechs Leute, bis zum Jahresende soll es auf zehn wachsen.

„Wir wollen erreichen, dass das globale Startup Ökosystem schneller wächst, in dem wir Regierungen dazu befähigen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen“, sagt Marc Penzel im Gespräch mit Berlin Valley. „Aktuell fordern wir Gründer dazu auf, am Startup Genome Survey 2016 teilzunehmen.“ Ausfüllen kann den Fragebogen jedes Mitglied des Management-Teams eines Startups. „Es muss nicht der Gründer sein, es können auch Startup Executives oder Serial Entrepreneure sein“, erklärt Marc Penzel.

Im vergangenen Jahr haben sich weltweit bereits 11.000 Startups beteiligt, in diesem Jahr sollen es knapp 20.000 werden. „Wir haben uns bereits einen Namen in der Szene gemacht“, sagt Marc Penzel. „Man weiß, dass wir die Daten vernünftig einsetzen und das Wissen weitergeben, um das gesamte Ökosystem zu unterstützen.“

Für den Survey werden Daten aus der ganzen Welt gesammelt. Ziel ist es, am Ende Daten für mehr als 50 Ökosysteme auszuwerten. „Die stärksten 25 Ökosysteme werten wir in jedem Fall aus“, sagt Marc Penzel. „Aber unser Bestreben ist es, auch kleine und mittelgroße Ökosysteme mit unseren Ergebnissen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, schneller zu wachsen.“

Ein Partner von Startup Genome ist AOL-Gründer Steve Case. Mit seiner Initiative Rise of the Rest, tourt er an fünf Tagen durch fünf Städte in den USA, die außerhalb des Rampenlichts liegen. Dabei möchte Steve Case den Unternehmergeist an jedem Ort wecken – und investiert auch in gute Ideen. „Startups können nicht nur im Silicon Valley oder New York erfolgreich sein“, davon ist auch Marc Penzel überzeugt.

Ursprünglich war Startup Genome ein Non-Profit-Projekt, das ist nun anders, seit Startup Genome von Compass Research übernommen wurde. „Wir bringen drei Dinge: Zum einen ermöglichen wir, dass sich Ökosysteme und Organisationen über unseren Report global präsentieren können. Zweitens liefern wir unseren Mitgliedern neben den weltweiten Ergebnissen auch die lokalen Rohdaten, die sie für eigene Reports nutzen können sowie ein Benchmarking, das immer auf dem neuesten Stand ist. Und drittens bieten wir ein Netzwerk mit 50 Mitgliedern und 250 Partnerorganisationen wie Project A Ventures, Hubraum oder Finleap.“

Der Report von 2015 sei 150.000 Mal heruntergeladen worden, sagt Marc Penzel. „Es ist für Regionen entscheidend dabei zu sein.“ Als Mitglieder zählt der Startup Genome Gründer zum Beispiel Tech City UK in London, Tel Aviv Global oder Helsinki Business Hub. Sie zahlen einen jährlichen Mitgliedsbeitrag.

„Wir wollen nicht nur Daten erheben, sondern auch mit den Daten die richtigen Dinge tun“, sagt Marc Penzel. „Das können wir über unser Expertennetzwerk sicherstellen.“ So will Startup Genome unter anderem die Entscheidungsträger der Ökosysteme zu Gespräche einladen, damit sie sich austauschen können. „Wir bringen Leute zusammen, die aus Ökosystemen in einem ähnlichen Stadium kommen. Sie können sich darüber austauschen, wie sie ihre jeweiligen Probleme gelöst haben und so effizienter arbeiten.“

Startups, die ihre Daten beisteuern möchten, müssen sich beeilen: Der Survey ist nur noch bis Ende November verfügbar.