eine Standort-Analyse

Die New Yorker Startupszene

06/10/2016
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Jede Stadt hat ihre eigene DNA. Aus Sicht der Startup-Szene entwickeln sich Städte immer mehr zu Plattformen. Die richtige Wahl des Standortes und des damit verbundenen Umfelds kann über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens entscheiden. Das Team des Berlin Valley Schwester-Magazins the Hundert verbrachte im Spätsommer 2016 acht Wochen in New York, um „the Hundert New York“ zu produzieren, das am 5. Dezember 2016 erscheint.

Startups in New York: Hier geht scheinbar alles

New York gilt als Welthauptstadt des Kapitals und gehört außerdem zur Weltspitze der informationsbasierten und Consumer-basierten Industrien. Zahlreiche Weltmarktführer in den Bereichen Finanzservices, Werbung, Marketing, Immobilien, Publishing, Entertainment, Einzelhandel, Mode und Design haben hier ihren Sitz. Die Liste ließe sich lange fortführen. Diese enorme thematische Bandbreite der Industrien bietet den Nährboden für eine extrem breite Startup-Szene, die ihren Markt quasi direkt vor der Haustür findet. „Insgesamt ist es eine sehr diversifizierte Szene, gekennzeichnet von extremer Offenheit – und freundlichen Leuten“, sagt Christian Busch, Geschäftsführer des German Accelerator. Auch David Aronoff, Partner bei Flybridge Capital Partners, beobachtet in der New Yorker Szene deutlich weniger Ellbogen-Mentalität als anderenorts: „Es gibt mehr als 350 verschiedene Meetup-Gruppen mit zigtausend Mitgliedern in New York, was ein Zeichen für eine gute Community ist.“

Die richtige Größe

Natürlich muss sich die New Yorker Tech-Industrie den permanenten Vergleich mit dem großen Vorbild Silicon Valley gefallen lassen. Doch New York hat sich erfolgreich abgenabelt und zu einem eigenständigen und vollwertigen Ökosystem entwickelt – oder ist zumindest auf dem besten Weg dahin. Die Startup-Szene in New York hat eine gute Größe, findet Matthew Hartman, Partner beim Company Builder Betaworks (mit 132 Investments in 111 Firmen ein ausgewiesener Kenner der Szene): „Die Szene hier ist groß genug, dass du ständig neue Leute kennenlernst, gleichzeitig aber klein genug, dass du die gleichen Leute wieder triffst.“

Voller Energie

Dass New York ein guter Standort zum Gründen eines Startups ist, dürfte ein offenes Geheimnis sein. Im Gegensatz zu San Francisco ist New York sehr divers und glänzt dank unterschiedlichster Strömungen wie Fashion, Kunst, Kultur mit einer hohen Lebensqualität. Der amtierende Bürgermeister Bill de Blasio ist überzeugt: „Es gibt keine stärkere Energie als die New Yorker Energie. Die Stadt ist wie ein Brennstoff für Rebellen, Kreative, Freidenker. Sie bietet ihnen das Umfeld, das man braucht, um großartige Firmen zu erschaffen.“

[clickToTweet tweet=”„Brooklyn hat sich zum Hipsterzentrum des Universums entwickelt“, David Aronoff, #FlybridgeCapital ” quote=”„Brooklyn hat sich zum Hipsterzentrum des Universums entwickelt“ – @David Aronoff, Partner bei #Flybridge Capital Partners “]

Natürlich fließt immer noch der Großteil des US-Risikokapitals ins Silicon Valley. Das Westküsten-Tech-Epizentrum ist im Gegensatz zu New York jedoch eine eindeutige Core-Tech-Monokultur und steht immer mehr in der Kritik. Während in San Francisco fast kein Tag ohne offenen Beschwerdebrief über die steigenden Mieten vergeht, profitiert New York von den überhöhten Lebenshaltungskosten im Valley und kann gegenüber dem Valley konstant aufholen. Auch David Aronoff sieht einen klaren Trend zur Rückkehr nach New York: „Brooklyn hat sich zum Hipster-Zentrum des Universums entwickelt und ist heute sehr attraktiv. Die Mieten auf der Upper Eastside sind günstiger geworden. Selbst die Büroflächen in den teuersten Flächen von New York sind immer noch 20 Prozent günstiger als im Silicon Valley.“