Für die Zukunftsvision:

Der Mittelstand braucht Startups

01/04/2015
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Laut einer Studie der KfW-Bank ist der deutsche Mittelstand überaltert: Das Durchschnittsalter mittelständischer Unternehmensgründer liegt aktuell bei 51 Jahren. Nur noch 12 Prozent der Unternehmer im Mittelstand sind unter 40 Jahre alt, 2002 waren es noch fast 30 Prozent. Dass die deutschen Mittelständler immer älter werden, wäre kein Problem, wenn die Studie nicht noch ein zweites Ergebnis zu Tage gefördert hätte: Je älter ein Gründer, umso weniger investiert er in die Zukunft seines Unternehmens. Bei 78 Prozent der Mittelständler mit älteren Inhabern sind die Neuinvestitionen geringer als der Wertverlust des Kapitalstocks. Auch die Innovationsfähigkeit des deutschen Mittelstands lässt im dritten Jahr in Folge nach. Laut dem KfW-Innovationsbericht investierten lediglich 28 Prozent der kleinen und mittleren Firmen zuletzt noch in innovative Produkte oder Prozesse. Sogar in den stark von der Finanzkrise beeinflussten Jahren 2007 bis 2009 war der Anteil mittelständischer Innovatoren höher. Dem Mittelstand fehlt die Zukunftsvision: Er investiert nicht und er erneuert nicht. Dessen ungeachtet schreitet die Digitalisierung unaufhörlich voran.

Auf der anderen Seite stehen die jungen, innovativen Startups – die Zukunft ist ihr Geschäft. Sie sprühen vor Ideen und sind im Digitalen heimisch – doch auch sie leiden Mangel. Laut dem vom Bundesverband Deutsche Startups (BVDS) herausgegebenen Deutschen Startup Monitor werden Startups meist nach dem Studium gegründet. Das bedeutet: Die Gründer sind zwar mutig, aber auch besonders jung und unerfahren. Es mangelt ihnen nicht nur an Erfahrung, sondern meist auch an Kapital, an Kunden und Investoren.

So gegensätzlich die beiden Welten Mittelstand und Startup-Szene auf den ersten Blick erscheinen, so perfekt ergänzen sie sich auf den zweiten. Aus dieser Erkenntnis entstand die Initiative „Mittelstand von heute plus Startups = Mittelstand von morgen“ des BVDS, mit dem deutschlandweit ersten Mentoring-Programm zwischen Startups und Mittelstandsgründern. Auf der Cebit wurde das Programm offiziell vorgestellt. Der kanadische Unternehmer Mark Miller, CEO der Volaris Group, erklärte sein Engagement für die Initiative und ist erster Mentor des neuen Programms. Seine Motivation: „Mittelstand und Industrie stehen vor der existenziellen Herausforderung, die digitale Transformation zu meistern. Dabei sind sie nur eingeschränkt in der Lage, disruptive Innovationen aus der eigenen Organisation heraus zu entwickeln. Für mich als Unternehmer sind junge Gründerinnen und Gründer deshalb wertvolle Sparringpartner.“ Initiator des Programms ist Heinz-Paul Bonn, selbst mittelständischer Unternehmer mit einem klaren Motto: „Nichts macht erfolgreicher, als andere erfolgreich zu machen.“

Der BVDS wird die Koordination zwischen Mentoren und Mentees übernehmen und interessierte Gründer und Gründerinnen an Mentoren und Mentorinnen vermitteln. Mentoren bietet der Verband Zugang zu einer schnell wachsenden Zahl von mehr als 1.000 Startup-Unternehmern in aktuell 400 jungen Technologieunternehmen. Weitere Impulse der Mittelstandsinitiative sind die neue Startup Halle der Cebit Scale 11 und der „Mittelstand von morgen“-Family Day. Im Rahmen der Scale 11 entstand erstmalig das neue Startup-Ökosystem der Cebit. In der Halle hatten Startups die Möglichkeit, sich mit Industrie und Mittelstand zu vernetzen. Erfolgreiche Unternehmer wie Carsten Maschmeyer waren Teil des hochkarätig besetzten Messeprogramms in der Scale 11. Konzerne wie Volkwagen, RWE und ProSieben luden Startups zu eigenen Pitches ein.

Mit dem „Mittelstand von morgen“-Family Day wird am ersten Wochenende im Juli eine brückenbauende Konferenz stattfinden. Im Rahmen eines neuen Konferenzformats verbringen Startup-Unternehmer und mittelständische Unternehmer mit ihren Familien ein Wochenende im Europapark Rust in Baden-Württemberg.

All diese Initiativen zeigen: Beide Seiten sind neugierig aufeinander. Wir wissen: Findet eine Unternehmensübernahme statt, dann kannten sich Käufer und Verkäufer in 80 Prozent der Fälle bereits aus einer Geschäftsbeziehung. Deshalb ist es so wichtig, Startups, Mittelstand und Industrie frühzeitig zu vernetzen. Ich bin überzeugt: Hier kann jede Seite nur gewinnen.