Wenn Online offline geht

10/11/2016
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Startups wie MyMuesli und Mister Spex haben es vorgemacht und ihre Internetangebote durch Shops in der realen Welt ergänzt.

„Multichannel ist die Gegenwart“, sagt Jens Peter Klatt, Head of Multichannel bei Mister Spex, am 9. November bei der Veranstaltung „Retail meets Startup“ im Alexa. Mit „First Store by Alexa“ hat das Einkaufszentrum am Berliner Alexanderplatz einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem junge Unternehmen eine Ladenfläche – mietfrei für ein halbes Jahr – und Unterstützung beim Marketing gewinnen können. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Eine unschlagbare Verbindung

Online und Offline sind zwei sehr unterschiedliche Vertriebskanäle, deren jeweilige Vorteile sich gut in einer Multi-Channel-Strategie kombinieren lassen. Onliner kennen ihre Kunden sehr genau, weil sie in ihrem Shop große Datenmengen erheben können. Das Ladengeschäft ist mehr mit Emotion verbunden. Es ist weniger anonym und eine reale Umgebung transportiert die Botschaft einer Marke deutlicher als eine Website. Die Verbindung aus beidem ist unschlagbar: Wer schon weiß, worauf die Zielgruppe wert legt, kann die entsprechenden Punkte auch im Store zielgerichtet umsetzen und eine optimal zugeschnittene Customer Journey und Customer Experience gestalten. Jens Peter Klatt gibt Einblick, wie das bei Mister Spex funktioniert hat: „Wir haben auf misterspex.de beobachtet, dass unsere Kunden beispielsweise Preise vergleichen oder Brillen von ihren Freunden bewerten lassen wollen. Also haben wir Produktkarten kreiert, die sie aus dem Shop mit nach Hause nehmen können. Unsere Kunden wollen sich nicht nur auf den Geschmack und die Beratung des Personals verlassen.“

Weniger Daten – mehr Emotionen

Umgekehrt kann auch ein Ladengeschäft hilfreich sein, um Kunden besser zu verstehen. Emotionen lassen sich schwer in Zahlen fassen. „Manchmal sind zehn Kundengespräche wertvoller als 1000 Datenpunkte“, sagt Frederic Böert, Co-Founder von Muun. Das Startup kreiert eine Produktwelt rund um das Thema Schlafen und hat im Februar einen Store in Berlin Mitte eröffnet. Böert erzählt, dass jeder Mitarbeiter auch im Geschäft arbeiten muss, um den Bezug zum Kunden zu bekommen.

Einen Laden zu eröffnen, ist allerdings eine Herausforderung für die Organisation. Der klassische Onliner ist hier mit völlig neuen Problemen konfrontiert. Ladendiebstahl beispielsweise. „Dass alle unsere Brillen im Shop zugänglich sind, hat auch Diebe angezogen“, erzählt Jens Peter Klatt von Mister Spex: „Mittlerweile haben wir ein Warensicherungssystem.“

Auch der Curated Shoping Service Outfittery hat 2014 mit einem Pop-Up-Store am Hamburger Flughafen experimentiert. „Im Nachhinein hätten wir uns sicher mehr Zeit für die Vorbereitung nehmen sollen”, sagt Svenja Ziegert von Outfittery. Ein Fehler war, dass Outfittery nicht bedacht hatte, dass die Mitarbeiter Sicherheitspässe brauchen, um in den Bereich nach dem Check-in zu kommen. In den ersten Tagen wurden deswegen für alle Mitarbeiter billige Flugtickets gekauft, damit sie auch zu ihrem Arbeitsplatz gelangen konnten. „Das darf man wirklich ganz klassisch Fuckup nennen“, kommentiert Frederic von Muun. Der Store hat trotzdem viel Aufmerksamkeit generiert. „Gefühlt hat uns danach jeder darauf angesprochen, dass wir doch der Laden vom Flughafen sind“, sagt Svenja. Für die Bekanntheit der Marke sei das auf jeden Fall ein Erfolg gewesen.

Der Wettbewerb First Store by Alexa

Für den Wettbewerb „First Store by Alexa” können sich interessierte junge Unternehmen noch bis zum 30. November bewerben. Es gibt zwei Kategorien: Best Brand und Best Newcomer. Zu gewinnen gibt es eine Ladenfläche für sechs Monate im Alexa. Für den Best Newcomer gibt es außerdem Beratung beim Aufbau des Stores. Das Alexa kommt auf 16 Millionen Besucher im Jahr. Veranstaltet wird der Wettbewerb von Union Investment und dem Alexa-Betreiber Sonae Sierra.

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