Deliveroo

Der Lieferdienst verständlich erklärt

06/01/2016
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Deliveroo - Lieferdienst per Fahrradkurier

Bewohner in Großstädten kennen sie bereits. Die Fahrradfahrer mit den großen bunten Rucksäcken. Diese sind entweder magentafarben (Foodora) oder Türkis (Deliveroo). Das Geschäftsmodell beider Unternehmen gleicht sich wie ein Ei dem anderen. Beide liefern Gerichte für Restaurants ohne eigenen Lieferdienst aus, sie beschäftigen und bezahlen außerdem die Fahrer und kümmern sich um die Technologie hinter den Prozessen. Bestellt wird online. Auch die Bezahlung erfolgt online (via App mit angeschlossenen Zahlungsmethoden wie Paypal oder Kreditkarte). Die Fahrer kommen also nicht mit Geld in Berührung, höchstens beim Trinkgeld. Aber selbst das kann man inzwischen online entrichten.

Wurden Lieferdienste bislang eher mit billigem Fast Food gleichgesetzt. Deliveroo und Foodora haben ein anderes Konzept. Sie liefern für hochwertige Restaurants ohne eigenen Lieferservice. Kunden können sich aus einer Vielzahl an qualitativ hochwertigen Restaurants in ihrer Umgebung ihr Essen bequem in durchschnittlich 32 Minuten (Unternehmensangabe) nach Hause oder ins Büro liefern lassen.

Lieferessen in Premium-Qualität

Die Bilder auf der Webseite sind toll inszeniert. Sie versprechen eine gute Auswahl und hohe Qualität. Zudem sind die Services sehr convenient. Es genügen nur wenige Klicks auf Rechner oder mobilem Gerät, und nur wenige Minuten später ist das bestellte Essen zu Hause beim Kunden. In der Regel beträgt die Lieferzeit zwischen 30 und 45 Minuten. Nur zu Stoßzeiten kann es mal länger dauern. Aber hierfür gibt zum Glück die App: Registrierte Nutzer können ihre Bestellung online minutiös verfolgen und können sehen, wann das Essen gekocht, abgeholt oder vom Fahrer ausgeliefert wird. Der Kunde erhält daher also den bestmöglichen Service. Essen bestellen über die neuen Lieferdienste gereicht daher zu einem rundherum gelungenen und einfachen Vergnügen.  „Bei uns hat man nicht zehn Sushi-Restaurants zur Auswahl, sondern drei aus der Nähe und kann sich dafür sicher sein, dass die auch gut sind,“ sagt Foodora-Mitgründer Julian Dames.

Deliveroo und Foodora werben wie verrückt

Auch in den Medien liefern sich Deliveroo und Foodora eine Schlacht um die Aufmerksamkeit der Besteller. Es derzeit kaum möglich, den beiden Kontrahenten auszuweichen. Speziell im Out-Of-Home-Bereich reiht sich ein Plakat an das andere. „Berlin isst anders“ steht pink umrandet auf dem Plakat in der U-Bahn-Station. Gegenüber, auf dem anderen Gleis, türkis umrandet: „Berlin isst besser.“ Foodora gehört das erste Plakat, Deliveroo das zweite. Aber auch als Känguru verkleidete Flyer-Austeiler laufen einem permanent über den Weg. Nicht zu schweigen von den vielen Gutscheinen, die Deliveroo und Foodora unter´s Volk bringen.

Man lässt sich die Kunden-Akquise etwas kosten, soviel steht fest. Doch es geht um die Marktführerschaft. Das Liefergeschäft ist ein typischer Winner-takes-it-all-Markt. an muss sich zum Beispiel nur die immer weiter steigende Anzahl von Werbespots in TV, Radio oder Internet ins Gedächtnis rufen, um diesen Trend zu erkennen. Das deutsche Start-up Foodora arbeitet angeblich mit mehr als 2000 Restaurants in Deutschland und international mit etwa 7500 Lokalen zusammen.

Deliveroo – der Platzhirsch

Deliveroo wurde im Jahr 2013 von den beiden Gründern Will Shu und Greg Orlowski in London gegründet, wo sich das Startup innerhalb eines Jahres zum Marktführer etablierte. Laut eigener Angaben bietet das Startup seinen Service inzwischen in 84 Städten in zwölf Ländern an. Derzeit beschäftigt der Lieferdienst stolze 6.500 Kuriere. Und der Hunger der beiden Gründer kennt scheinbar keine Grenzen.

Deliveroo und Foodora – zwei kapitalhungrige Wettbewerber

Am 5. August wurde verkündet, dass der Lieferdienst Deliveroo insgesamt 275 Millionen US-Dollar Kapital einsammeln konnte. Es handelte sich um eine s.g. Series E. Doch wieso benötigt ein Lieferdienst, der Essen von Restaurants ausliefert, so viel Kapital? Der Markt der Essensauslieferungen ist hoch kompetitiv. Deliveroo liefert sich im Kampf der Premiumlieferdienste einen harten Konkurrenzkampf.

Neben dem Londoner Herausforderer kämpft in Deutschland vor allem Foodora um die Gunst der Essens-Besteller. Beide Unternehmen treten mit einem vergleichbaren Konzept an. Neben zahlreichen weiteren Konkurrenten hat auch der Mobility-Gigant Uber angekündigt, in Kürze einen ähnlichen Service in Deutschland zu starten. Dieser ist bereits unter dem Namen Uber Eat seit einiger Zeit in den USA aktiv. Hinter Foodora steckt übrigens der weltweit operierende Fast-Food-Gigant Delivery Hero (u.a. Lieferheld und Pizza.de) aus dem Hause Rocket Internet. Foodora hat sich im letzten Jahr umbenannt. Zuvor hieß das Unternehmen Volo. Foodora-Mitgründer Dames hat vor kurzem bekannt gegeben, dass man darüber nachdenkt, in weitere fünf Städte zu expandieren. Foodora expandierte ebenfalls bereits in ein Dutzend Märkte. In Städten wir Amsterdam über Sydney bis Dubai konkurrieren die beiden Kontrahenten nun einen Kampf um die Vorherrschaft im gehobenen Liefersegment.

Deliveroo - Investoren

Es scheint, als wäre der Markt der Lieferdienste sehr kapitalintensiv. Im Januar 2015 erhielt das Startup eine Finanzierung von 25 Millionen US-Dollar durch Accel Partners, Index Ventures und Hoxton Venture, mit der die Expansion in Großbritannien und international gestartet wurde. Indirekt gehört zu den Investoren von Deliveroo auch Rocket Internet. Erst vor 9 Monaten hatte Deliveroo 100 Millionen US-Dollar eingesammelt. Seit der Series-D-Finanzierungsrunde im vergangenen November ist der Lieferdienst nach eigenen Angaben um mehr als 400 Prozent gewachsen Die enorme Finanzierungsrunde von 275 Millionen US-Dollar wird angeführt von den Investoren Bridgepoint (als s.g. Lead-Investor von Deliveroo, eigentlich ein Private Equity-Unternehmen) sowie den bestehenden Investoren DTS Global und General Catalyst. Auch die bisherigen Investoren Greenoaks Capital bleiben an Bord. Laut dem US-Startup-Magazin Techcrunch liegt die Bewertung des Lieferdienstes nun bei einer Milliarde US-Dollar. Mit dem neuen Kapital sollen nun vor allem neue Services aufgebaut und sogenannte “Pionier-Projekte” entwickelt werden.

Deliveroo – Wie funktioniert das Geschäftsmodell?

Die Idee, Essen für Restaurants auszuliefern, die keine eigenen Lieferdienste anbieten, erscheint zunächst mal interessant und lukrativ. Gleichzeitig aber auch sehr kleinteilig. Die Auslieferungen für die Restaurants erfolgen meistens per Fahrradkurier, teilweise auch per Motorroller. Nach eigenen Angaben ist das Startup in einigen seiner etablierten Märkte bereits profitabel. Wichtig bei dem Geschäftsmodell ist die Auslastung der Fahrer. Fahren diese nicht, entstehen Deliveroo Unkosten. Man geht davon aus, dass jeder Fahrer mindestens 3 Fahrten pro Stunde erledigen muss, um kostendeckend zu arbeiten. Das dürfte nicht immer gelingen. Dass diese Modelle kein Selbstläufer sind, beweist die kürzliche Geschäftsaufgabe des belgischen Konkurrenten Take eat easy.

Viele Restaurants können es sich nicht leisten, einen Lieferservice anzubieten. Deliveroo verlangt bis zu 30 Prozent Umsatzbeteiligung von den Restaurant. Hinzu kommt eine Liefergebühr in Höhe von 2,50 Euro, die Deliveroo in Hamburg von seinen Kunden verlangt. 2,90 Euro sind es bei Foodora. Zeit Online zitiert Ghazaleh Ghassemzadeh, General Manager beim Unternehmen hinter Resto-in: Was Deliveroo und Foodora veranstalteten, sei ein “Strohfeuer”. Sei das anfänglich von den Firmenzentralen zur Verfügung gestellte Geld aufgebraucht, “wird dieses Geschäftsmodell schwierig aufrechtzuerhalten sein.”

Und trotzdem gibt es bei Deliveroo nichts, was es nicht gibt. Ob Pizza, Sushi, mexikanisches Essen, vegetarische Gerichte, vietnamesisch, japanisch, orientalisch, italienisch, indisch, libanesisch oder typisch deutsche Spezialitäten - die Auswahl ist riesig.

Deliveroo in Berlin

Seit April 2015 ist Deliveroo in Deutschland aktiv. Erster Standort war Berlin. Das passt gut zur internationalen Ausrichtung von Berlin. „Berlin hat eine ausgesprochen vielfältige kulinarische Restaurant-Kultur – angefangen bei Burgern, Pan-asiatischer Küche oder Burritos, hier findet jeder Feinschmeckergaumen seine kulinarischen Vorlieben. Die Expansion nach Berlin ist deshalb ein weiterer wichtiger Schritt auf unserem Weg, der beste Premium-Lieferservice der Welt zu werden“, so Unternehmensgründer William Shu.

Zum Start bot das Startup seinen Premium-Lieferservice für die Bezirke Prenzlauer Berg, Berlin Mitte, Kreuzberg, Schöneberg und Neukölln an. Von Beginn an waren mehr als 130 ausgewählten lokalen Restaurants dabei. Auch Deliveroo München ist derzeit sehr aktiv.

Deliveroo – Gerüchte und Kritik

In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass Deliveroo in den vergangenen  Monaten nach einem potentiellen Käufer Ausschau gehalten hat. Angeblich wurde die Investmentbank Morgan Stanley beauftragt, Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten zu führen. Hier kommen lt. Techcrunch u.a. Uber, Delivery Hero, Amazon, Just Eat und Takeaway.com (das sich letztes Jahr den Berliner Lieferdienst Lieferando einverleibt hat) in Frage.

Zeit Online zitiert die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ingrid Hartges: “Wir müssen genau hinschauen, wo die etablierte Wertschöpfungskette ziemlich respektlos angegriffen und zu Lasten unserer Branche Geschäft gemacht wird.“ Es dürfe bei Essenslieferungen nicht zu monopolistischen Strukturen kommen, in denen sich die Gastro-Betriebe den Bedingungen der Lieferdienste beugen müssten. Emanuel Pallua, Gründer von Foodora, meint, das Ziel der neuen Apps muss es sein, den Markt für sich allein zu gewinnen. Das würde neue Einnahmemöglichkeiten eröffnen

RooBox – Deliveroo zielt auf Geschäftskunden

Seit einiger Zeit forciert Deliveroo sein B2B-Angebot namens RooBox. “Nachdem wir in den Märkten, die wir im vergangenen November betreten haben, stark gewachsen sind, legen wir unseren Fokus nun darauf, Innovationen im Bereich Food Delivery voranzutreiben”, sagt Will Shu, Gründer und CEO von Deliveroo. “Ein besonderer Reiz besteht für mich darin, ganz neue Lösungen für die größten Herausforderungen zu finden, mit denen Restaurants bei der Essenslieferung konfrontiert sind – die Roobox steht hier exemplarisch für unsere Herangehensweise.” Mit RooBoxwill man Unternehmen beliefern.

In welchen Städten ist Deliveroo aktiv?

Der Lieferservice startete Mitte 2015 nach London, Paris und Dublin auch in Berlin. Nach und nach rollt das Unternehmen sein Angebot in weiteren deutschen Städten aus. Derzeit (Stand Juli 2016) ist man in Deutschland in Berlin, Düsseldorf, Köln, Hamburg und Frankfurt/Main aktiv. Deliveroo München entwickelt sich zu einem der wichtigsten Standorte. Allen, die nach Deliveroo Jobs suchen, sei die Startup Jobs Seite www.startup-jobs.eu ans Herz gelegt. Dort findet man fast alle Deliveroo Jobs in Deutschland und Europa.

Deliveroo – sind die Fahrer glücklich?

Im Geschäftsmodell der Lieferdienste gibt drei Säulen: Die Gastronomen, die Fahrradkuriere und den Algorithmus. Modernste Technik zwischen Restaurant, Deliveroo und Auslieferern, kleine Liefergebiete sowie eine sehr gut geschulte Fahrerflotte sollen garantieren, dass die Gerichte den Kunden schnell und frisch erreichen. Dafür hat das Unternehmen eine spezielle Technologie entwickelt und bauen das Netzwerk an Fahrern und Premium-Restaurants der Umgebung stetig weiter aus.

Besonders für Restaurants lohnt sich die Kooperation mit den neuen Lieferdiensten. Kleinen Restaurants winken Zusatzeinnahmen, höhere Auslastung und größere Bekanntheit. Im Gegenzug erhält Deliveroo eine Provision pro Bestellung i.H.v. angeblich bis zu 30 Prozent. Thimo Gladel von Berlin Burger International in Neukölln ist dennoch zufrieden. Er wollte immer einen eigenen Lieferdienst aufbauen, doch die Logistik erschien ihm zu komplex und zu teuer. Nun ist sein Unternehmen sowohl bei Deliveroo als auch bei Foodora unter Vertrag. Er macht angeblich schon ein Fünftel seines Umsatzes über die Lieferdienste. Auch Nguyen Thai Viet Hung vom Tonkin München argumentiert ähnlich: “Uns hat vor allem überzeugt, dass Foodora die gesamte Logistik der Auslieferung übernimmt.”So vorteilhaft das Konzept für die Restaurant sein mag - für Fahrradkuriere ist die Arbeit eher ein zweifelhaftes Unterfangen. Die hyperlokale Essenslieferung wird auf der Geschwindigkeit der Fahrradkuriere aufgebaut. Denn in Stoßzeiten können sich die Bestellungen schon mal verdoppeln.

Zeitgleich macht gerade das Gerücht die Runde, dass die Unternehmen nicht gerade zimperlich mit ihren Fahrern umgehen. Wie sieht es bei Deliveroo mit dem Gehalt aus? Der Tagesspiegel berichtete unlängst über Fahrer, denen man einfach das Gehalt gekürzt habe. Die Fahrer fahren als Freelancer und erhalten lt. Tagesspiegel einen Basis-Stundenlohn, der bei 7,50 Euro liegt. Zusätzlich erhalten sie einen Euro pro gefahrenem Auftrag. Der befragte Fahrer kam auf weniger als 1,5 Aufträgen pro Stunde. Auch das Vice-Magazin hat hierzu einen Artikel veröffentlicht. In beiden Fällen geht es um das Deliveroo Gehalt.

Der Deliveroo-Blog

Das Unternehmen bietet auf seinem Blog zahlreiche nette Artikel rund um das Thema Essen. Hier geht es u.a. um die Currywurst, um tolle Tipps zum Muttertag, regionales Essen, Streetfood und Restaurants mit lustigen Namen. Interessanterweise findet man hier sogar einige Rezepte, u.a. für Caipirinha oder Bibimbap. Und besonders nett ist die Rubrik „Kram“, in der Deliveroo nach eigenen Angaben „Verrücktes, Seltenes, Interessantes und Außergewöhnliches von Foodies für Foodies.“ Präsentiert. U.a. findet man hier einen Bericht über die Berliner Markthalle Neun in Kreuzberg.

Deliveroo Alternativen

Bringbutler

Bringbutler ist ein etablierter Lieferservice, der sich schon seit Jahren auf dem Markt hält. Der Anbieter ist in vielen Städten vertreten, auch in kleineren Orten. Hier kann man Gerichte aus allen möglichen Nationen bestellen u.a. Pizza, Thai oder deutsche Speisen. Die App ist für Android, iOS und Windows Phone erhältlich.

eGourmery

Der Lieferdienst der etwas anderen Art: Hier kann man neben Gerichten von Restaurants auch Artikel vom Supermarkt oder Bäcker bestellen oder auch Blumen und Arzneimittel aus der Apotheke.