Berlin-Wahl 2016: Das Programm der FDP im Startup-Check

05/09/2016
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Vor der Berlin-Wahl bewegt sich laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) die Hauptstadt zwar auf einem stabilen Wachstumskurs und die Arbeitslosigkeit sinkt, dennoch sei Berlin die einzige Hauptstadt in Europa, deren Produktivität und Pro-Kopf-Einkommen immer noch unter dem Landesdurchschnitt liegt.

„Berlin ist in den vergangenen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erwacht“, kommentiert DIW-Präsident Marcel Fratzscher die Studie. „Es könnten goldene Jahrzehnte vor Berlin liegen – die Politik muss die Weichen aber richtig stellen, um das enorme Potenzial der Stadt besser zu nutzen.“ Dafür sei aber eine Reihe an Maßnahmen nötig, sagen die Forscher. Unter anderem müssten die Wachstumsbedingungen für junge Unternehmen verbessert und anstehende Infrastrukturausbauten realisiert werden.

FDP zur Berlin-Wahl: „Startup-Ideen stärker einbinden”

Vor der Berlin-Wahl am 18. September analysieren wir, ob und wie die sechs umfragestärksten Parteien diese Themen in ihre Wahlprogramme aufgenommen haben. Im ersten Teil analysieren unsere Experten Masoud Kamali, Florian Nöll und Ansgar Oberholz die Aussagen der FDP.

Alle Beiträge unseres Spezials zur Berlin-Wahl:

  • Umfrage unter Gründern zur Startup-Politik
  • Startup-Check der Freien Demokraten (FDP)
  • Startup Check von Bündnis 90/Die Grünen
  • Startup-Check der AfD 
  • Startup-Check der Linken
  • Startup-Check der CDU
  • Startup-Check der SPD
  • Interview mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller

„Wir Freien Demokraten glauben an innovative Ideen und an die Chancen durch den technischen Fortschritt. Wir wollen das nächste Berlin zu einem digitalen Berlin machen: ob Ämter, Justiz, Polizei oder unsere Schulen. Unsere Stadt soll Vorreiter im E-Government werden. Jeder Behördengang soll sich per Klick 24 Stunden am Tag von zu Hause aus erledigen lassen. Die Ideen Berliner Startups wollen wir aktiv einbinden, um zum Beispiel passende Apps zu entwickeln. Für kürzere Bearbeitungszeiten und bessere Dienstleistungen sollen alle Berliner Behörden flächendeckend die elektronische Verwaltungsakte einführen. Wir wollen, dass jeder Haushalt bis 2021 mit einer 100-Mbit/s-Breitbandverbindung er- reichbar sein kann. Das ermöglicht auch die Durchsetzung neuer Geschäftsmodelle. Wir setzen auf Open Source, Open Data und offene Schnittstellen. Daten von allgemeinem Interesse sollen kostenlos, frei verfügbar sein. Damit wollen wir das Entwickeln neuer Apps ermöglichen und Berlin für Gründer attraktiv halten.“

MASOUD KAMALI

Kamali ist Gründer und CEO der S&S Media Group (1995) sowie von Westtech Ventures (2013). Der Frühphaseninvestor ist auf Deep-Tech-Startups spezialisiert und fördert in seinem Inkubator-Projekt Project Flying Elephant Startups aus dem Medienbereich.
 

„Geht es hier um eine Partei oder eine Internetagentur? Auf jeden Fall eine neue Partei! Es ist nicht lange her, dass die FDP mit ähnlichen Argumenten wie die SPD gegen Uber gewesen ist! Die neuen Startups brauchen ein neues Framework für die Zusammenarbeit mit Politik und Verbänden, um neue Geschäftsideen zu entwickeln. Wir brauchen Parteien, die dies verstehen und uns bei der Umsetzung helfen!“

 

FLORIAN NÖLL

Nöll gründete bereits als Schüler sein erstes Unternehmen. Er ist Vorstandschef des Bundesverbands Deutsche Startups und damit verantwortlich für die Agenda des Verbands. Nöll kandidiert in der Abgeordnetenhauswahl für die CDU im Bezirk Mitte.
 

„Die FDP positioniert sich schon länger als Startup-Partei. Hier beschränkt sie sich jedoch auf E-Government, Breitband und Open Data. Startups tauchen nur als Ideengeber für eine moderne Verwaltung auf. Der große Wurf, in Verbindung mit einer Strategie um mehr Risikokapital und Fachkräfte nach Berlin zu holen, fehlt. Schade, eigentlich ist die FDP hier besser aufgestellt.“

 

ANSGAR OBERHOLZ

Der Gastronom und Gründer lebt seit 1993 in Berlin. Bevor er 2005 das St. Oberholz eröffnete, betrieb er eine Werbeagentur und produzierte Software. Auch als Musiker und Buchautor („Für hier oder zum Mitnehmen?“) war Oberholz bereits tätig.
 

„Was fangen die Berliner mit ihrer neu gewonnenen Zeit an, wenn sie alle Behördengänge online erledigen? – Mehr Startups gründen! Das ist ein schlauer Schachzug. 100 Mbit/s bis 2021 ist eine schöne Idee, aber eine flächendeckende Versorgung der Haushalte mit 50 Mbit/s bis 2017 wäre schon nett. Solange es Funklöcher in Berlin-Mitte gibt, ist auf diesem Gebiet viel zu tun.“